Das Eschentriebsterben wurde in Bayern erstmals im Herbst 2008 wahrgenommen. Förster und Waldbesitzer meldeten vereinzelt abgestorbene Triebe und Kronenteile vor allem an jungen, aber ebenso an älteren Eschen. Inzwischen kommt das Eschentriebsterben in ganz Bayern und auch in fast ganz Europa vor.

Biologie

Im Frühjahr 2010 konnte ein Pilz, das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) als Verursacher des Eschentriebsterbens identifiziert werden. Es bildet im Sommer auf den am Boden liegenden vorjährigen Blattspindeln unscheinbare Fruchtkörper aus. Diese Fruchtkörper entlassen Sporen, die mit dem Wind verfrachtet werden und die Blätter infizieren. Der Pilz wächst dann ausgehend von den Blättern in das unverholzte Mark von Zweigen und Trieben. Erst wenn das Mark erfolgreich besiedelt wurde wächst der Pilz in die bereits verholzten Bereiche weiter. Die Infektion erfolgt ausschließlich über die Sporen. Befallenes Holz ist dagegen nicht infektiös.

Symptome der Erkrankung

Erste Anzeichen des Eschentriebsterbens sind unregelmäßige Farbveränderungen an den Blattspreiten (Abb. 2). Deutlich später werden braune Rindennekrosen an den Trieben sichtbar, die im unbelaubten Zustand sehr deutlich zu erkennen sind (Abb. 3). Triebumfassende Rindennekrosen unterbrechen die Wasserversorgung des Astes, so dass Pflanzenteile oberhalb der Nekrose welken und absterben (Abb. 4). Die Blätter bleiben noch längere Zeit am Zweig hängen. Unterhalb dieser Nekrosen treiben schlafende Knospen aus und führen so zu einer Verbuschung der Krone (Abb. 5). Die so geschwächten Bäume werden anfälliger für sekundäre Schadorganismen, wie Hallimasch und Eschenbastkäfer.

Handlungsempfehlungen

Zum jetzigen Zeitpunkt können manche wichtigen Fragen, insbesondere zur Zukunft der Esche und Pflege erkrankter Eschenbestände, noch nicht abschließend beantwortet werden. Aufgrund des gegenwärtigen Kenntnisstandes können jedoch folgende Handlungsempfehlungen gegeben werden:

  • Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich.
  • Es zeichnet sich ab, dass einzelne Eschen aufgrund ihrer genetischen Ausstattung weniger anfällig oder resistent gegen die Krankheit sind. Daher ist es wichtige einen natürlichen Anpassungsprozess zu ermöglichen. Befallene Eschenbestände sollten also zunächst nur aufmerksam beobachtet werden. Ein sofortiger Eingriff ist in der Regel nicht erforderlich, außer bei älteren, stark befallenen Eschen besteht eine akute Gefahr der Holzentwertung oder Kulturen und Jungbestände sterben flächig ab.
  • Bisher gibt es keine Hinweise auf eine Verbreitung des Erregers des Eschentriebsterbens über Saatgut. Hinsichtlich der Beerntung zugelassener Saatgutbestände gibt es daher keine Einschränkungen.
  • Das große Naturverjüngungspotential der Esche sollte weiterhin genutzt werden.
  • Die Pflanzung der Esche wird derzeit in Bayern angesichts des hohen Ausfallrisikos nicht empfohlen.
  • Ein Rückschnitt befallener Pflanzenteile macht keinen Sinn.
  • Zur Nachbesserung geschädigter Eschenkulturen sollten andere Baumarten verwendet werden. Ein aktives Entfernen noch gesunder Eschen auf der Kulturfläche sollte unbedingt unterbleiben – sie könnten resistent sein.
  • In von Eschen dominierten Jungbeständen mit Eschentriebsterben sollten grundsätzlich Pflegemaßnahmen unterbleiben. Pflegebedürftige Bestände ohne Symptome des Eschentriebsterbens sollten gleichmäßig aufgelichtet werden. Der Anteil der Mischbaumarten ist bei der Jungbestandspflege unbedingt zu erhalten und sollte bei entsprechender Qualität möglichst gesteigert werden.
  • Bei der Jungdurchforstung in reinen Eschen-Stangenhölzern empfiehlt es sich, diese im belaubten Zustand auszuzeichnen. In befallenen Beständen sollten ausschließlich (stark) erkrankte Eschen entnommen werden. Gesunde Eschen-Stangenhölzer sollten regelmäßig durchforstet werden, allerdings ohne eine Festlegung auf Z-Bäume. Es werden die vitalsten Eschen gefördert.
  • Bei der Jungdurchforstung von gemischten Stangenhölzern sollten gezielt geeignete Mischbaumarten gefördert werden, sie sind vor allem in den stark betroffenen Regionen Bayerns zu bevorzugen. Vitale und gut bekronte Eschen sollen weiterhin, vor allem in den Gebieten mit bisher geringer Befallsintensität, gefördert werden.
  • Sobald sich an älteren Eschen aufgrund der Erkrankung Wasserreiser am Stamm bilden, ist mit einer Entwertung des Stammholzes zu rechnen. Daher sollten in Altdurchforstung und Endnutzung Werthölzer mit deutlichen Vitalitätsverlusten und Wasserreiserbildung bevorzugt entnommen werden.
  • Pilzliche Folgeschäden konnten bisher nur durch Hallimasch (Armillaria ssp.) nachgewiesen werden.
  • Bei einem fortschreitenden Krankheitsverlauf sterben immer wieder Äste und Kronenteile ab. Daher ist bei Hiebsmaßnahmen erhöhte Vorsicht geboten. Vor allem erkrankte Alteschen entlang von Wegen und in öffentlichen Anlagen müssen hinsichtlich der Verkehrssicherungspflicht verstärkt kontrolliert werden.
  • Totholz kann als Brutraum für sekundäre Schadorganismen dienen. Stehendes Totholz kann daher nur dann im Bestand belassen werden, wenn es nicht mehr bruttauglich für Frischholz besiedelnde Insekten ist. Das ist in der Regel gegeben, wenn sich die Rinde leicht ablösen lässt.
  • Aufgearbeitetes Eschenholz sollte unverzüglich aus den Beständen abgefahren werden. Eine Lagerung des Holzes (Brenn- und Stammholz) könnte sonst dem Eschenbastkäfer vermehrt Brutraum bieten.