Seit einiger Zeit treten in 20- bis 40-jährigen Kiefernbeständen auf Kippenstandorten Absterbeerscheinungen auf. Als Schadensursache ist der Befall durch den Weißfäulepilz Heterobasidion annosum (Fr.) Bref. (Wurzelschwamm) nachweisbar. Im Zuge großflächig anstehender Erstdurchforstungen muss aufgrund der Verbreitungsstrategie des Pilzes von einer Verschärfung der Befallssituation ausgegangen werden.

Um auf diese schwierige Situation angemessen reagieren zu können, bedarf es vor allem einer Prognose der weiteren Schadensentwicklung. Als Voraussetzung hierfür wird seit 2008 ein repräsentatives Langzeitmonitoring durchgeführt, in dem an Dauerbeobachtungspunkten die jährliche Schadensdynamik des Wurzelschwammerregers dokumentiert und begutachtet wird.

Schadensentwicklung

Das bisherige Monitoring weist auf einen rasanten Befallsfortschritt hin. Dabei sterben die infizierten Kiefern innerhalb von ein bis zwei Vegetationsperioden ab. Ausgangspunkt ist immer die primäre Stubbeninfektion, die abhängig vom pH-Wert des Oberbodens und dem Wasserspeichervermögen der Substrate ist. Als hochgradig gefährdet gelten Aufforstungsflächen mit einem mittleren Oberboden-pHH2O-Wert >7,0.

Die Ausbreitung des Schaderregers hingegen scheint nach bisheriger Beobachtungsdauer unabhängig vom bodenphysikalischen und -chemischen Zustand zu sein. So konnten keine statistisch gesicherten Zusammenhänge zwischen Flächen- bzw. Radialzuwachs der Befallsherde und den Bestandes- sowie Bodenparametern nachgewiesen werden. Auch die Windrichtung als Vektor der Sporenausbreitung hat keinen Einfluss auf den Schadflächenzuwachs. Für die betroffenen Kippenwälder ist daher von einer zufälligen Entwicklungsrichtung des Schadens auszugehen.

Der bis zum Jahr 2010 beobachtete Trend einer Abschwächung des Befallsfortschritts konnte in den folgenden Jahren nicht bestätigt werden. Vielmehr ist die jährliche Ausbreitungsgeschwindigkeit (2010-2012) im Mittel mit <1 m auf einem gleichbleibend geringem Niveau (Tabelle1). Dies entspricht einem Flächenzuwachs der Befallsherde seit 2010 von 5-10%. Da der Wurzelschwamm ein typischer Schwächeparasit ist, begünstigt insbesondere Wasserstress den Befall von Kiefernwurzeln. Maßgeblich sind hierbei trocknisbedingte Wurzelschäden bzw. eine geschwächte Wirtsabwehr. Die Witterungsbedingungen seit 2010 wiesen weder überdurchschnittliche Hitzeperioden noch längere Trockenphasen auf. Auffällig waren hohe Winterniederschlagsmengen, die die Vegetationsperiode mit einem gefüllten Bodenwasserspeicher beginnen ließen. Daher war der Schadenszuwachs auf den Infektionsflächen witterungsbedingt vergleichsweise gering. Er darf aber nicht als Ende der Wurzelschwammausbreitung gewertet werden.

Tabelle 1: Entwicklung der Befallsdynamik an Messpunkten des Dauerbeobachtungsnetzes n=55; (Wiederholungsaufnahmen), Flächenberechnung auf Grundlage des mittleren Radius.

Aufnahmejahr/
Befallsfläche(gesamt) [m²]
Schlabendorf
(SD)
Schwarzheide (SH)Bärenbrück (BB)Landeswald (LW)
20086.1334.0766.20216.411
20096.9014.9696.14018.010
20108.0656.0726.98421.090
20119.3156.3167.46723.067
2012-6.7658.130 
2008-2009+ 768 (13%)+ 893 (22%)- 62 (1%)+ 1.599 (10%)
2009-2010+ 1.164 (17%)+ 1.103 (22%)+ 844 (14%)+ 3.080 (17%)
2010-2011+ 1.250 (18%)+ 244 (5%)+ 483 (7%)+ 1.977 (10%)
2011-2012-+ 449 (7%)+ 663 (10%)+ 1.112 (8%)

Auffällig ist eine Erhöhung der größeren Flächenkategorien insbes. 200-400 m² und größer 601-800 m². Bei der Kategorie >800 m² sind bestandesauflösende Strukturen nachweisbar, die Neuaufforstungen notwendig machen. Ein Ende des Befallsfortschritts ist aus derzeitiger Sicht nicht erkennbar, vielmehr ist ein Anwachsen der Schadflächen bis zu einer noch unbekannten Flächengröße zu erwarten.

Diese größten Absterbelücken ab 0,05 ha empfehlen sich für einen planmäßigen Baumartenwechsel mit wurzelschwammtoleranten Laubgehölzen. Bei einer kreisförmigen Flächenform steht ab 13 m Radius Waldumbau an. Hiervon sind nach der aktuellen Schadenseinstufung mehr als ein Drittel der erfassten Flächen betroffen.

Solitäre

Trotz der hohen standörtlichen Disposition und Aggressivität des Erregers überleben einzelne symptomfreie Individuen in den Absterbelücken, welche nach ihrer plötzlichen Freistellung vorwüchsig und vital erscheinen. Wie Abbildung 2 verdeutlicht, entspricht ihre soziologische Einstufung annähernd einer Normalverteilung. Es dominieren die KRAFT´schen Baumklassen 2 bis 3 mit rund 60% der Stammzahl. Der Anteil vorherrschender und unterdrückter Individuen ist mit 12 bzw. 10 % in etwa gleich.

Offensichtlich besteht kein Zusammenhang zwischen der sozialen Stellung der Individuen als Ausdruck der Vitalität und der Wurzelschwammtoleranz. Vielmehr zeigen die überlebenden Kiefern unabhängig ihrer Vitalität eine individuelle, zufällige oder bisher unbekannte Resistenz. In diesem Zusammenhang wird die selektive Saatgutgewinnung und Kultivierung derart wurzelschwammtoleranter Genotypen diskutiert. Allerdings ist die Überlebensdauer der resistenten Solitär-Individuen unbekannt. So wurden mit Ausnahme der Klasse KRAFT 1 in allen anderen sozialen Kategorien Ausfälle festgestellt. Der Anteil an toten Individuen aus der Gruppe der Solitäre vergrößerte sich erheblich. Inwieweit die Bäume der Klasse KRAFT 1 während des gesamten Bestandeslebens überleben bleibt abzuwarten. Demnach werden von der künftigen Mortalitätsentwicklung in den Absterbelücken Antworten auf die Frage der Sinnhaftigkeit der gesonderten Betrachtung der Solitäre erwartet.

 

Bedeutung für die Praxis

Eine wertholzorientierte Bewirtschaftung von wurzelschwammdisponierten Kippenwäldern bleibt nur dann lohnenswert, wenn die Zukunftsbäume das angestrebte Produktionsalter erreichen. Ob dies zutrifft, hängt maßgeblich vom Auftreten und Flächenzuwachs der Wurzelschwammherde ab. Mittels Langzeitmonitoring wird die Prognose des Schadensfortschritts in Abhängigkeit von Befallsfaktoren (standörtliche Disposition, Bestockungs-, Witterungsverhältnissen) untersucht.

Aus der Literatur ist bekannt, dass Ausbreitungsgeschwindigkeit auf älteren gewachsenen Böden nach 40-jähriger Infektionsdauer abnimmt. Diese Altersabhängigkeit der Schadensausbreitung konnte durch das Monitoring nicht nachgewiesen werden. Anbetracht der hohen standörtlichen Disposition ist auf Kippenstandorten eine von gewachsenen Böden abweichende Entwicklungsdynamik wahrscheinlich.

Darüber hinaus beeinflusst die Witterung den Infektionsfortschritt erheblich. Mit der prognostizierten Klimaveränderung für den Untersuchungsraum dürfte damit die Aggressivität des Erregers künftig zunehmen.

Literatur

Knoche, D., Ertle, C. (2007): Befall der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris L.) durch Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum [Fr.] Bref.) auf Kippenflächen des Lausitzer Braunkohlerevieres., Archiv f. Forstwesen und Landsch.ökol.( 41/3): 105-112.