Mikropilze an den Nadeln können den Kronenzustand von Nadelbäumen beeinflussen werden. Epidemien bestimmter Arten führen häufig zu Nadelschütten und auffälligen Kronenverlichtungen. Die Auslöser sind vorwiegend klimatischer Natur: Manche breiten sich nach anhaltender feuchter Witterung aus, andere hingegen nach Trockenperioden. Altbäume werden dadurch meist nur gering geschwächt. Die Schäden beschränken sich höchstens auf Zuwachsverluste.

Nadelpilze und ihre Auswirkungen sind im Rahmen einer makroskopischen Kronenansprache am stehenden Baum allein selten bestimmbar. Meist müssen Astproben geworben werden, wobei man in der Regel mit einem ganzen, repräsentativen Ast pro Baum auskommt, um einen Einblick in die Flora der vorkommenden Pilzarten zu gewinnen. Zur Bestimmung der Arten wird eine mindestens 15-fach vergrößernde Lupe benötigt, zur Feststellung von Rindennekrosen, Kambialschäden und Wunden ein scharfes Messer.

Der nachfolgende Bestimmungsschlüssel geht auf die häufigsten, im Kronenraum von Alt- und Jungfichten vorkommenden Nadelpilze ein, die ohne makroskopische Untersuchung von Fruktifikationsmerkmalen angesprochen werden können.

Ein hundertprozentiger Identiditätsnachweis auf Artniveau ist meist nur mittels Durchlichtmikroskopie möglich. Da die Entwicklung von Fruktifikationen zeitlichen Rhythmen unterworfen ist, kann nicht jederzeit mit dem Vorhandensein von Fruchtkörpern gerechnet werden.

Bestimmungsschlüssel der wichtigsten Nadelpilzarten an Fichte
1 ... Schäden bleiben auf einen Nadeljahrgang beschränkt ->2
1`... Schäden an mehreren Nadeljahrgängen, vorwiegend an älteren Nadeln: Nadelschütten von innen nach außen nach Rot- oder Gelbfärbung der Nadeln. Die an den absterbenden Nadeln auftretenden Pilzarten sind vorwiegend Schwächeparasiten nach unterschiedlichen Vorschädigungen der Nadeln (vorwiegend Dürre) ->4
2 ... Schäden am laufenden Jahrgang ab Juni: an den Nadeln erscheinen ein bis mehrere gelbe Querbänder
2`... Schäden an vorjährigen Nadeln: an der Nadeloberseite schwarze, mehrere Millimeter lange, schiffchenförmig bis schmal wulstartige Fruktifikationen in Längsrichtung der Nadel, an der Nadelbasis ein scharf abgesetztes, etwa halb Millimeter langes Querband
-> Fichtennadelritzenschorf - Lirula macrospora (Hartig) Darker
3 ... Ab Herbst entwickeln sich in den Querbändern Fruktifikationen, die große Mengen gelber Sporen freisetzen, Schäden vorwiegend in Hochlagen im Nahbereich von Alpenrosen (Rhododendron spp.) an Bäumen jeden Alters
-> Fichtennadelrost - Chrysomyxa rhododendri (DC.) De Bary
3`... Ab Herbst entwickeln sich in den Querbändern dunkel orangerote Fruktifikationen, aus denen kein sichtbarer Sporenstaub austritt, vorwiegend in tieferen Lagen eher an jüngeren Bäumen
-> Fichtennadelrost - Chrysomyxa abietis (Wallr.) Unger
4 ... Nadeln gelb oder gelbbraun, mit mehreren dünnen, scharf abgesetzten schwarzen Querbändern und schwarz glänzenden, spindelförmigen, bis 1,4 Millimeter langen Fruchtkörpern
-> Fichtennadelröte - Lophodermium piceae (Fuckel) Höhnel
4`... Nadeln blaßgrün, gelb oder rotbraun, ohne Querbänder ->5
5 ... Nadeln übersät von winzigen schwarzen Kügelchen: mit der Lupe erkennt man, dass die Kugeln in den Spaltöffnungen fußen und oft an der Spitze einen weißen Punkt (den Wachspfropfen der Spaltöffnung) aufweisen
-> Nadelbräune der Fichte - Rhizosphaera spp.
5`... Nadeln mit schwarzen oder grauen, kreisrunden, unregelmäßig verteilten Flecken. Mit der Lupe erkennt man schwach aufgewölbte Scheibchen, die Fruchtkörper des Pilzes. Diese bleiben zum größten Teil unter der Nadeloberfläche. Sie schimmern durch die Epidermis und Kutikula grauschwarz durch. In vollreifem Zustand durchstoßen sie die Deckschichten und verbreiten bei feuchtem Wetter ihre Sporen.
-> Fichtennadelröte - Tiarosporella parca (Berk. et Br.) Whitney