Vor allem wegen seiner unscheinbaren Fruchtkörper ist die Gefährlichkeit des Brandkrustenpilzes lange unterschätzt worden (Schwarze et al. 1993). Seine Fruchtkörper sind nur im Frühjahr gut erkennbar und es bedarf einer gewissen Übung, um die Gefahr zu erkennen, die von ihm ausgeht.

Neben einer intensiven Weißfäule kann er eine Moderfäule hervorrufen und somit unter hoher Holzfeuchtigkeit die Stand- und Bruchsicherheit von befallenen Bäumen extrem gefährden. Wurzel- und Holzkörper verlieren bei Befall schnell an Festigkeit, sodass der Brandkrustenpilz je nach Wirtsbaumart unterschiedlich beurteilt werden muss. Bohrende Verfahren zur Feststellung der Bruchsicherheit können nicht angewendet werden, da damit der tatsächliche Holzabbau nicht erfasst werden kann.

Der Brandkrustenpilz ist weltweit verbreitet und tritt sowohl im Wald als auch in der Stadt an verschiedenen Laubgehölzen auf. Betroffen sind vor allem Buche, Linde, Spitz- und Bergahorn, Rosskastanie und Hainbuche, darüber hinaus auch Platane, Weide, Pappel, Eiche, Ulme, Esche, Birke, Zürgelbaum und Tulpenbaum.

Fruchtkörper

Die Fruchtkörper sind nicht leicht erkennbar. Sie liegen meist tief am Stammfuß oder in Wurzelnischen und sind oft von der abbröckelnden Borke schwer zu unterscheiden. Wenn der Pilz über die Sommermonate seine sexuellen Fruchtkörper ausbildet, sehen die Pilzfruchtkörper aus, als würden sie zur Rinde gehören. Vor allem wenn nur einige Quadratzentimeter des Pilzfruchtkörpers am Baum ausgebildet sind, ist der mehrjährige Sammelfruchtkörper für ein ungeübtes Auge nicht einfach zu erkennen.

Im Sommer entwickeln sich die Fruchtkörper und überziehen die Rinde mit einer schwarzen, polsterförmigen Schicht und wirken höckerig und leicht aufgeblasen. Die schwarze Kruste (Brandkrustenpilz !), lässt sich mit dem Zeigefinger eindrücken (Abbildung 1: Fruchtkörper des Brandkrustenpilzes), wobei ein typisches Knacken zu hören ist. Unter der Lupe zeigen sich auf der Fruchtkörperoberseite (Perithecien) leicht aufgewölbte Mündungen. Wenn die Sporen reif sind, öffnen sie sich und entlassen die Sporen. Mit der Lupe kann man dann die offenen Mündungen erkennen, und, wenn man mit dem Finger darüber wischt, bleibt das schwarze Sporenpulver am Finger kleben.

Das Aussehen der Fruchtkörper zwischen April und Mai unterscheidet sich eindeutig vom Aussehen in den Sommermonaten und ist für die Befallsfrüherkennung ein wichtiger Faktor. Im Frühjahr entstehen weiße Myzelfächer, die sich verdicken und flach am Substrat anliegen. Ihre weißen oder gräulichen, mehlartigen Zuwachszonen sind ein arttypisches Erkennungsmerkmal und kaum zu verwechseln (Abbildung 2: Frühstadium des Fruchtkörpers des Brandkrustenpilzes).

Befällt Wurzel- und unteren Stammbereich

Der Brandkrustenpilz zersetzt bereits in einem frühen Befallsstadium den zentralen Wurzelbereich und den unteren zentralen Stammkern von Laubgehölzen. Durch die weiterhin aufrechte Versorgung der Kronenteile über den intakten Splint wird der Befall zuerst oft gar nicht erkannt, da sich in der Krone keine Schadsymptome zeigen. Erst in einer sehr fortgeschrittenen Befallsphase, wenn der Pilz aus dem Zentralzylinder in das Kambium vorgedrungen ist, zeigen sich Symptome an der Krone, wie Kroneneinzug, erhöhter Totastanteil und Kronenauflichtung. Daher können vermeintlich vitale, als gesund angesprochene Bäume bei plötzlich auftretendem Wind unvorhergesehen brechen. Trotz der generellen Gefahr des Brandkrustenpilzes sind die Auswirkungen nach Baumarten differenziert zu betrachten.

Linde und Buche

Die Linde reagiert deutlich auf Schnittmaßnahmen (Dujesiefken et al. 1988) mit Verfärbung, Abschottungsvermögen im Holz und Wundkallusbildung. Nach einem Pilzbefall zeigt sich eine ganz andere Situation: Das Reaktionsholz der Linde kann durch den Brandkrustenpilz infiziert werden, weil die Hyphen aufgrund des unvollständigen Verschlusses der Zelllumina ungehindert von Zelle zu Zelle wachsen können und die Zelllumina keine Pilz hemmenden Substanzen produzieren. Es gibt Beobachtungen, dass sich der Pilz sogar von den Einlagerungen ernährt (Schwarze et al. 1999).

Im Gegensatz dazu verschließt eine vitale Buche dem Pilz alle natürlichen Wege (Tüpfel, Zelllumina), wodurch der Brandkrustenpilz die mit Lignin stark angereicherte Mittellamelle nicht zersetzen kann. Ist eine starke Reaktionszone ausgebildet, wird der Pilz abgekapselt.

Die visuellen Symptome, an denen ein Befall zu erkennen ist, sind wegen der unterschiedlichen Reaktionen von Linde und Buche differenziert zu beurteilen. Bei der Linde zeigen sich oft Wachstumsdefizite aufgrund fehlender oder ungenügender Gegenreaktionen im Holz (Schwarze et al. 1999). Wenn der Angriff des Brandkrustenpilzes aus dem Holzzylinder heraus auf größere Rindenflächen erfolgt, entstehen abgeflachte, eingesunkene und partiell abgestorbene Rindenpartien, da der Pilz das Kambium bereits befallen hat. Eine Wundkompensation findet nur in geringem Ausmaß statt. Die Lindenstämme erscheinen dann geradschaftig und weisen keinen gestärkten Stammfuß mit ausgeprägtem Zuwachs auf. Der Baum wirkt wie in den Boden gesteckt. Es besteht hier die akute Gefahr eines Stammbruches.

Die Buche hingegen zeigt stärkere Reaktionen gegenüber dem Brandkrustenpilz – je nach Vitalität zum Zeitpunkt des Befalls. Buchen können einen Befall teilweise lokal einengen, begrenzen oder hinauszögern. So deuten starke Einwallungen im Rindenmantel auf eine Abwehrreaktion hin. Der Brandkrustenpilz attackiert zuerst zentrale Bereiche im Holzkörper und wächst erst später speerspitzenartig in den Splintbereich ein. Selbst die punktuelle Störung des Kambiums fördert die Bildung von Wundgewebe. Es entstehen rippenartige Wülste, die für einen Befall von Ustulina ganz typisch sind (Abbildung 3: Typische Einwallungswülste an einem vom Brandkrustenpilz befallenen Buchenstamm).

Bei einem ausgeprägten Stammfuß sowie niedrigem Höhen/Durchmesser-Verhältnis (h/d-Wert) ist die Bruchgefahr bei Buche geringer als bei Linde. Eine genaue Diagnose ist gerade beim Brandkrustenpilz unumgänglich, da die Symptomatik wegen der baumartenspezifischen Reaktionen unterschiedlich interpretiert werden muss.

Literatur

Dujesiefken, D., Kowol, T., Liese, W. 1988: Vergleich der Schnittführung bei der Astung von Linde und Rosskastanie. Allgemeine Forstzeitschrift 43 (13): 331 – 332.
Jahn, H. 1979: Pilze, die an Holz wachsen. Bussesche Verlagshandlung, Herford: 268 S.
Reinartz, H., Schlag, M. 2005: Schadwirkung und Kontrolle des Brandkrustenpilzes. In: Baumwert
Schwarze, F. W. M. R., Engels, J., Mattheck, C. 1999: Holzzersetzende Pilze in Bäumen. Band 5. Rombach Verlag, Freiburg im Breisgau: 245 S.