Die Weißtanne (Abies alba) gehört zu den fünf Hauptbaumarten der deutschen Forstwirtschaft – diese Zuordnung beruht im Wesentlichen auf der potentiellen natürlichen Vegetation (pnV) bzw. der Bedeutung der Tanne in der Vergangenheit. Heute ist ihr Anteil an der Waldfläche bundesweit bereits geringer als der von Lärche oder Douglasie. In Bayern hat die Weißtanne einen Waldflächenanteil von insgesamt zwei Prozent, an der natürlichen Waldbestockung wäre sie mit 8 bis 15 Prozent beteiligt. Über zwei Drittel dieser Weißtannenbestände ist älter als 80, gut die Hälfte gar älter als 100 Jahre (Abb. 1). Die Verjüngung ist in diesen Altbeständen, falls überhaupt vorhanden, häufig nicht gesichert. Der Rückgang der Weißtanne ist im Wesentlichen anthropogen bedingt. Sowohl die Bevorzugung anderer Baumarten als auch Schadstoffeinträge, für die Tanne ungünstige Bewirtschaftungsformen und die Überhege von Schalenwildbeständen haben dazu beigetragen. Dennoch ist das Wissen um die Waldschutzrisiken der Weißtanne, gerade im Hinblick auf den Klimawandel und die Bedeutung der Tanne als vergleichsweise klimastabile Baumart, entscheidend für einen erfolgreichen Waldumbau.

"Tannensterben"

Erste Meldungen über ein "Tannensterben" gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Westböhmen. In den folgenden Jahrzehnten tauchte der Begriff immer wieder auf – unter uneinheitlicher Verwendung. Schließlich wurde das Tannensterben als Komplexkrankheit, an der mehrere Schadfaktoren beteiligt sind, angesehen. Dabei stellen die Schwefeldioxid-Immissionen die zentrale Ursache des Tannensterbens dar. Weitere Stressfaktoren verstärken den Krankheitsverlauf nur. Diese hohe Empfindlichkeit gegen Schwefeldioxid ist genetisch bedingt. Während der Rückwanderung nach der letzten Eiszeit ist genetische Variation verloren gegangen. Charakteristische Symptome des "Tannensterbens" sind:

  • Kronenverlichtung von unten nach oben und von innen nach außen
  • Frühzeitige Ausformung einer Storchennestkrone
  • Ausbildung eines pathologischen Nasskerns
  • Reduzierung und Deformation des Wurzelkörpers (vor allem der Feinwurzeln)
  • Rückgang der Jahrringbreiten bzw. Jahrringausfälle

Sturmgefährdung

Das Sturmrisiko der Weißtanne entspricht annähernd dem der Buche. Es ist damit etwa fünfmal geringer als das der Fichte und nur halb so hoch wie das der Lärche bzw. Kiefer. Damit ist die Weißtanne die sturmsicherste der wirtschaftlich bedeutenden, einheimischen Nadelbaumarten. Ursache dafür ist ihr Pfahlwurzelsystem. Ist dieses intakt, wird die Weißtanne gebrochen und nicht geworfen, was deutlich höhere Windgeschwindigkeiten voraussetzt.

In Altbeständen kann das Sturmwurfrisiko allerdings erhöht sein, da in der Phase des Tannensterbens Wurzeln durch einen sekundären Hallimaschbefall oder durch Phytophthora geschädigt worden sein können. Betroffene Bäume können den Verlust der Pfahlwurzel nur bedingt ausgleichen. Vermutlich besteht ein standörtlicher Zusammenhang, der allerdings noch nicht überprüft wurde.

Frostgefährdung

Die Weißtanne ist besonders spätfrostgefährdet. Das betrifft vor allem Jungpflanzen unter zwei Metern Höhe. In spätfrostgefährdeten Lagen sind junge Tannen daher auf einen schützenden Altholzschirm angewiesen.

Schalenwild und Mäuse

Die Tanne hat einen verglichen mit der Fichte hohen Nährstoffgehalt bei einem gleichzeitig geringen Gehalt an verdauungshinderlichen, sekundären Inhaltsstoffen. Daher wird sie vom Schalenwild bevorzugt verbissen (Abb. 3). Dies kann zu einer Entmischung der Verjüngung bis hin zum vollständigen Ausfall der Tanne führen. Oftmals gelingen die Verjüngung und auch die Pflanzung nur dann, wenn aufwendige Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss ergriffen werden.

Neben dem Verbiss durch Schalenwild sind auch Mäuseschäden an Tannensämlingen (Pflanzenhöhe unter 10 Zentimeter) von Bedeutung. Da die Populationsdichte der Mäuse aber einer hohen natürlichen Schwankung unterliegt, bleiben spürbare Schäden auf einzelne Jahre mit hoher Populationsdichte beschränkt.

Insekten

Die an Weißtanne gebundene Insektenfauna gilt im Vergleich zu der anderer Baumarten als relativ artenarm und ist im Hinblick auf Schäden vergleichsweise unproblematisch. Allerdings kann auch diese überschaubare Zahl potentiell schädlicher Insekten an der Weißtanne unter bestimmten Bedingungen gravierende Beeinträchtigungen verursachen.

Tannentriebläuse
Ab 1840 wurden die Einbrütige Tannentrieblaus (Dreyfusia nordmannianae) und die Zweibrütige Tannentrieblaus (Dreyfusia merkeri) aus der Kaukasusregion nach Mitteleuropa eingeschleppt. Statt dem zweijährigen vollständigen Entwicklungszyklus, der im ursprünglichen Verbreitungsgebiet durchlaufen wird, findet im Mitteleuropa bei beiden Arten ein einjähriger, ungeschlechtlicher Nebenzyklus auf der Weißtanne statt. Beide Dreyfusia-Arten bilden rinden- und nadelsaugende Formen aus. Der Befall der Mainadeln (Abb. 4) ist der für die Pflanzen schwerwiegendere, da die betroffenen Triebe bei hoher Populationsdichte absterben (Abb. 5). Jungtannen können bei mehrjährigem Befall vollständig ausfallen.

Es können Bäume aller Altersklassen befallen werden, die der ersten Altersklasse werden aber bevorzugt. Bei älteren Bäumen ist der Befall auf Stamm und Wasserreiser beschränkt. Häufig wird eine Zunahme des Befalls bei plötzlicher Freistellung vormals überschirmter Tannen beobachtet. Der Stress bei der Umstellung von Schatt- zu Lichtnadeln verringert die pflanzliche Abwehr, was die Läuse ausnützen können. Charakteristisch ist eine Krümmung der Nadeln nach innen, so dass die beiden Wachsstreifen auf den Nadelunterseiten nicht mehr zu sehen sind (Abb. 6). Der Stammbefall der Tannentriebläuse ist in der Regel unbedeutend, kann jedoch den Baum für Sekundärbesiedler disponieren.

Tannenstammlaus
Die Tannenstammlaus (Dreyfusia piceae) ist in Mitteleuropa vermutlich heimisch (Abb. 7). Sie besiedelt ausschließlich die Rinde älterer Tannen. Der Befall der Tannenstammlaus ist vom Stammbefall der Tannentriebläuse praktisch nicht zu unterscheiden. In beiden Fällen führt die Verlausung der Stämme zu starken Nährstoffverlusten und beeinflusst den Wasserhaushalt, ist aber in der Regel ungefährlich. Der Befall erhöht aber die Disposition für Sekundärbesiedler wie z.B. die Tannen-Rindennekrose.

Borkenkäfer an Weißtanne
Die rindenbrütenden Borkenkäfer an Weißtanne können insbesondere nach Trockenstress-Ereignissen merkliche Schäden verursachen. Allerdings sind sie weniger aggressiv als Buchdrucker oder Kupferstecher an Fichte. Die Weißtannen-Borkenkäfer benötigen vorgeschädigte Bäume, können aber bei ausreichendem Brutraumangebot primär werden, so dass Befallsnester entstehen, die aktive Waldschutzmaßnahmen erfordern.

Die wichtigste, bekannteste und gleichzeitig auch größte Borkenkäferart an der Weißtanne ist der Krummzähnige Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens). Sein charakteristisches Brutbild ähnelt einer Doppelkammer, bei der die Rammelkammer in der Regel nicht zu sehen ist, da sie in der dickborkigen Rinde, die die Art bevorzugt, verborgen ist. Der Westliche Tannenborkenkäfer (Pityokteines spinidens) und der Mittlere Tannenborkenkäfer (Pityokteines vorontzoci) sind am sternförmigen Brutsystem zu erkennen. Während der Westliche Tannenborkenkäfer in den gleichen Stammpartien zu finden ist wie der Krummzähnige Tannenborkenkäfer, bevorzugt der Mittlere Tannenborkenkäfer die dünn- und glattrindigen Stammteile und Äste und kommt daher bei Alttannen nur im Kronenraum vor. Alle drei Arten können witterungsabhängig mehrere Generationen im Jahr durchlaufen. Der Kleine Tannenborkenkäfer (Cryphalus piceae) besetzt die dünne Rinde von Ästen und Zweigen im Kronenraum und damit die ökologische Nische, die der Kupferstecher bei der Fichte inne hat. Die Art tritt daher auch in Dickungen und Stangenhölzern auf.

Weißtannenrüsselkäfer
Der Weißtannenrüsselkäfer (Pissodes piceae) ist ebenfalls auf vorgeschädigte Tannen angewiesen, besitzt aber wie die Borkenkäfer das Potential zur Massenvermehrung. Er befällt Stellen mit dickborkiger Rinde und ist daher am unteren Stammabschnitt und nur bei stärkeren Alttannen bis hinauf in die Krone zu finden. Erstes Symptom sind Harztropfen, die durch die Anlage der Eigruben bevorzugt an Astquirlen, krebsigen oder verletzten Stellen entstehen. Die Larvengänge sind bis zu 50 Zentimeter lang, fest mit Bohrmehl verstopft (Abb. 8) und enden in einer elliptischen Puppenwiege. Der Weißtannenrüsselkäfer besitzt eine hohe Vermehrungsfähigkeit. Im Krankheitsverlauf der Tannen-Rindennekrose wird er häufig als Folgeschädling beobachtet.

Holzbrütende Arten
Zahlreiche holzbrütende Arten können auch Tannenstämme massiv entwerten, was sich nur mit aktiven Waldschutzmaßnahmen vermeiden lässt. Zu ihnen zählen beispielsweise der Sägehörnige Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides), der liegendes Laub- und Nadelholz befällt und durch den starken Auswurf weißen Bohrmehls auffällt, oder der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer (Trypodenron lineatum), dessen Brutsystem die Form einer einholmigen Leiter hat. Da diese Art zu den Frühschwärmern zählt und Befall bereits Ende März beobachtet werden kann, sind entsprechende Waldschutzmaßnahmen sehr früh im Jahr notwendig.

Pilze

Als Krankheitserreger an der Weißtanne sind insbesondere die Nadelpilze sowie Erreger von Wurzelfäulen bedeutsam. Diese sind in der Regel nicht auf die Weißtanne spezialisiert, sondern treten auch an anderen Arten der Gattung Abies, an anderen Nadelholzarten oder gar ab Laubholzarten auf.

Tannenkrebs
Der Tannenkrebs wird von dem Rostpilz Melampsorella caryophyllacearum verursacht und befällt verschiedene Tannenarten. Charakteristisch sind Verdickungen an Zweigen, an der Stammachse oder die Ausbildung eines Hexenbesens. Der Pilz infiziert im Frühjahr über die jungen Nadeln und breitet sich von dort in das Kambium aus. Dort entstehen krebsartige Wucherungen, die an Zweigen und Ästen unproblematisch sind, am Stamm aber zu einer dauerhaften Holzentwertung führen. Die sogenannten "Rädertannen" können im Bereich der Krebswucherung über Rindenrisse leicht von holzzersetzenden Arten, z.B. dem Tannenfeuerschwamm (Phellinus hartigii), befallen werden.

Der Hexenbesen oder Donnerbusch (Abb. 9) entsteht, wenn es dem Pilz gelingt in eine Knospe einzudringen und sie über Pflanzenhormone zu einem abnormalen Wachstum anzuregen. Über die Jahre entsteht ein "Bäumchen" über dessen Nadeln der Pilz jährlich im Sommer Sporen abgibt. Der Hexenbesen trägt daher immer auch nur einen Nadlejahrgang. Er schädigt den Baum direkt nur in geringem Maße, allerdings befallen Tannentriebläuse bevorzugt Hexenbesen und bauen an ihnen lokale Massenvermehrungen auf.

Melampsorella caryophyllacearum ist von Tannen zu Tanne nicht übertragbar, sondern muss einen Wirtswechsel mit Nelkengewächsen, insbesondere der Waldsternmiere (Stellaria nemorum), durchlaufen. Daher sollten Tannen nicht in unmittelbarer Nähe zu Nelkengewächsen, also meist an Gräben, Waldstraßen und Rückegassen, gepflanzt werden.

Tannen-Nadelbräune
Die Tannen-Nadelbräune (Herpotrichia parasitica) ist eine Krankheit der Jungbestände. Sie tritt in Naturverjüngungen, Kulturen und Dickungen mit feuchtem Innenklima auf, typischerweise also in feuchten Lagen, bei zu großem Dichtstand oder dichter Überschirmung. Befallen werden sowohl junge als auch alte Nadeln, die verbraunen, sich vom Zweig lösen jedoch locker daran hängen bleiben. Über waldbauliche Maßnahmen kann der Infektionsdruck reduziert werden.

Tannen-Nadelrost
Den Tannen-Nadelrost oder auch Tannen-Säulenrost wird von dem Rostpilz Pucciniastrum epilobii ausgelöst. Er muss einen obligaten Wirtswechsel mit dem Weidenröschen (Epilobium spp.) durchlaufen. Auf dessen vorjährigen, am Boden liegenden Blättern entwickeln sich im Frühjahr Basidiosporen, die die jungen Tannennadeln infizieren (Abb.10). Nur bei hoher Infektionsrate kann sich der Trieb verformen oder gar absterben. Die Krankheit kann durch die konsequente Entfernung des Weidenröschens bekämpft werden.

Tannennadel-Ritzenschorf
Der Tannennadel-Ritzenschorf (Lirula nervisequia) ist ein Schütteerreger, der ausschließlich ältere Nadeljahrgänge und in der Regel nur einzelne Nadeln befällt. Daher ist der Schaden meist gering.

Kabatina-Nadelbräune der Tanne
Die Kabatina-Nadelbräune (Kabatina abietis) tritt an verschiedenen Tannenarten auf (Abb. 11). Charakteristisch ist, dass Nadelbasis und Nadelspitze der befallenen Nadeln noch lange grün bleiben und scharf von den rotbraunen, nekrotischen Bereichen abgegrenzt sind. Der Pilz hat forstwirtschaftlich eine geringe Bedeutung, verursacht aber bei forstlichen Nebennutzungen (Schmuckgrün, Weihnachtsbäume) erhebliche finanzielle Schäden.

Grauschimmelfäule
Die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) befällt sowohl Laub- als auch Nadelbäume. Überwiegend betroffen sind Douglasie, Tanne, Fichte und Lärche. Der Pilz befällt die Pflanzen in der Austriebsphase und bringt das junge, nicht verholzte Gewebe zum Absterben. Die welken, schlaff herabhängenden Maitriebe können mit Spätfrostschäden verwechselt werden, allerdings tritt der Grauschimmel meist nur an einzelnen Trieben auf. Die Schäden treten besonders in Saatbeeten, Kulturen und Dickungen auf und können zu erheblichen Ausfällen führen. Dichtstand fördert diese Schäden. Bei Altbäumen beschränkt sich der Schaden auf die Schattenkrone und ist nicht lebensbedrohlich.

Hallimasch
Der Hallimasch (Armillaria spp.) spielt als Saprophyt eine wichtige Rolle, wechselt aber in eine parasitische Form, wenn Stressfaktoren eine Wirtspflanze schwächen. Als Stressfaktoren kommen Pflanzschock, Schädlingsbefall, Staunässe, Wurzelverletzungen, Wasser- oder Nährstoffmangel in Frage. Dann dringt der Pilz über die Wurzel in den Baum ein und breitet sich über das Kambium nach oben aus. Sobald das Kambium stammumfassend besiedelt ist, stirbt der Baum ab. Dies kann sich, abhängig von der Vitalität der Wirtspflanze, über Jahre hinziehen. Charakteristisch für den Hallimasch-Befall sind starker Harzfluss, die Ausbildung eines Fächermyzels, schnurähnliche Rhizomorphe sowie die essbaren Fruchtkörper.

Tannen-Rindennekrose
Die Tannen-Rindennekrose entspricht in ihrem Krankheitsverlauf der Buchen-Rindennekrose. Sie ist eine Komplexkrankheit, an der mehrere Schadfaktoren beteiligt sind. Die Tannen-Rindennekrose entsteht, wenn nach einem Befall durch Tannenläuse der saprophytische Rindenpilz Nectria fuckeliana in die Rinde eindringt, dort zum Parasiten wird und letale Schäden am Kambium verursacht. Massenvermehrungen der Läuse entstehen bei physiologischem Stress der Pflanze. Die Läuse finden dann günstige Ernährungsbedingungen, die Einstichkanäle dienen dem Pilz als "Eintrittspforte". Nectria fuckeliana benötigt diese Disposition aufgrund des Lausbefalls. Den Krankheitsverlauf kennzeichnet ein starker, flächiger Harzfluss. Das "Zusammenfließen" der Kambiumnekrosen kann zum Absterben erkrankter Bäume führen. Daneben ist ein Sekundärbefall durch den Weißtannenrüssler bzw. die verschiedenen Tannenborkenkäferarten möglich. Präventive waldbauliche Maßnahmen können der Tannen-Rindennekrose, eine "saubere Waldwirtschaft" dem sekundären Insektenbefall entgegenwirken.

Tannenmistel

Die Tannenmistel (Viscum album ssp. abietis) ist eine Unterart der Gemeinen Mistel und befällt ausschließlich Tannenarten. In den vergangenen Jahren hat der Befall der Weißtannen mit der Tannenmistel zugenommen (Abb. 12). Starker Mistelbefall kann die Wirtspflanze schwächen und sie für Sekundärbesiedler, insbesondere Borkenkäfer, disponieren.

Die risikoärmere Küstentanne?

Bei fremdländischen Baumarten treten biotische Waldschutzprobleme meist verzögert auf. Gründe dafür sind die geringe Anbaufläche, die zunächst fehlende Anpassung einheimischer Schadorganismen sowie das Fehlen von Schadorganismen aus dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Gleichzeitig ist der Genpool der eingeführten Baumarten zunächst eingeschränkt und kann einheimischen Arten die Anpassung erleichtern.

Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Großen Küstentanne (Abies grandis) kommen 16 Arten forstschädlicher Insekten und 27 Arten pilzlicher Krankheitserreger vor. Ihr Waldschutzrisiko ist damit im Vergleich zu anderen Nadelbaumarten Nordamerikas hinsichtlich der Insektenschäden leicht, gegenüber pilzlichen Krankheitserregern deutlich erhöht.

In Mitteleuropa gibt es bisher kaum Erfahrungen mit Schadereignissen an der Küstentanne. In der Literatur wird auf eine erhöhte Anfälligkeit der Küstentanne gegenüber wurzelpathogenen Pilzen, insbesondere dem Hallimasch, hingewiesen. Für eine abschließende Bewertung des Waldschutzrisikos der Küstentanne ist es jedoch noch zu früh.

Ausblick

Es ist schwer, das zukünftige Waldschutzrisiko für die Weißtanne, die Küstentanne und andere Nadelholzarten in Mitteleuropa abzuschätzen. Dies gilt insbesondere für die Auswirkungen sich ändernder Klimabedingungen und einer Globalisierung der Arten. Waldschutz ist kein statisches, sondern ein höchst dynamisches Arbeitsfeld und die Anforderungen an ihn werden stark zunehmen.