Vor allem der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron lineatus) und der Sägehörnige Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides) sind wichtige Vertreter der Holzbrüter, die zumeist an lagerndem Holz wirtschaftliche Schäden anrichten können.

Die Zunahme der Holzbrüterpopulationen in den letzten Jahren basiert auf folgenden Faktoren:

  • Der wirtschaftliche Druck und die hohen Kosten verlangen zunehmend rationalisierte Holzerntemaßnahmen. Durch die extensivierte Bewirtschaftung kommt es zur Anreicherung von Rest- und Totholz in den Flächen, die idealen Brut- und Lebensraum für holzbesiedelnde Insekten darstellen.
  • Holz aus Winterstürmen oder Wintereinschlag, das im Herbst/ Frühwinter anfällt und nicht abgefahren wird bzw. ungeschützt im Wald verbleibt, ist zur beginnenden Schwärmzeit im Frühjahr aufgrund der herabgesetzten Holzfeuchte extrem fängisch. Nach Sturmereignissen im Spätwinter bzw. Frühjahr, wie nach "Wiebke und Vivian", war das Holz insbesondere für die Besiedelung von frühschwärmende Arten noch zu feucht.
  • Auch mangelhaft beregnetes Nasslagerholz ist im Frühjahr besonders gefährdet.
  • Gegenüber dem langjährigen Mittel erhöhte Temperaturen begünstigen zusammen mit Trockenheit die allgemeine Entwicklung von Insekten und führen zu verkürzten Generationsabfolgen sowie zu größerer Disposition von Bäumen.

Allgemein vorbeugende Maßnahmen

  • Schnellstmögliche Abfuhr des (Nadel-) Holzes außerhalb des Waldes (oder in Laubwaldgebiete) während der Flugzeit und bei einsetzendem Befall.
  • Nutzung von Lagerorten ohne ortsbürtige Populationen: Lagerung außerhalb des Waldes, Meidung von Lagerplätzen mit Vorjahresbefall.
  • Rundholzlagerung: Trockenlagerung von entrindetem Holz, Nasslagerung auf Beregnungsplätzen oder Folienlagerung.

Objektschutz

Behandlung mit einem gegen Holzbrüter zugelassene Insektizid mit der Indikation "unmittelbar nach beginnendem Befall" zum Schutz von wertvollem Lagerholz. Diese Anwendung sollte auf wenige Ausnahmefälle auf der Basis von Vorjahres­erfahrungen begrenzt werden, etwa bei Gefährdung von wertvollen Hölzern (z. B. Eichenstammholz). Zur Zeit ist für den Sägehörnigen Werftkäfer nur das Mittel KARATE mit Zeon Technologie für den Einsatz bei festgestellter Gefährdung genehmigt und kann zur Schutzspritzung vor der Flugzeit an Nadel- und Laubholz eingesetzt werden. Im Falle von großen Schadereignissen wie z.B. "Lothar" erreichen die Forstbetriebe meist die Grenzen der organisatorischen Freiräume sowie der verfügbaren Personal-, Maschinen- und Lagerkapazitäten. Ein Holzbrüter-Befall kann daher nicht immer ausgeschlossen werden. Der Forstbetrieb steht bei wertvollen Holzsortimenten vor der Entscheidung, erhebliche ökonomische Einbußen auf Grund der Entwertung durch den Befall hinzunehmen oder Schutzmaßnahmen zur Erhaltung der Qualität zu ergreifen.

Ausblick allgemein

Werftkäfer können an Stöcken und Stubben aller bewirtschafteten Flächen (besonders in feuchten und schattigen Lagen) auftreten und sind somit potenziell fast flächendeckend vorhanden. Durch Stürme oder sonstige Großschadereignisse kann das Brutraumangebot jedoch drastisch erweitert werden. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Sägehörnige Werftkäfer in erster Linie nach Sturmereignissen oder anderen Kalamitäten, die Holzaufarbeitungs- oder Absatzprobleme mit sich bringen können, größere Bedeutung erlangen kann. Im Rahmen des "normalen" Einschlaggeschehens, das die zügige Abfuhr von Stammholz einschließt, ist kaum ein gravierender Befall zu erwarten.

Ausblick auf die kommenden Jahre (Prognose für Baden-Württemberg)

Bei Sturmwürfen durch Winterstürme wird wegen der weiten Verbreitung des Werftkäfers in den nächsten Jahren ein hohes Befallsrisiko bestehen bleiben. Aus Sicht des Waldschutzes wird eindringlich darauf hingewiesen, dass besonders Stammholz oder Sturmholz wenn irgend möglich vor dem Beginn der Schwärmflüge (spätestens ab Ende März) zur Werterhaltung aus dem Wald abgefahren werden sollte. Wo dies nicht gewährleistet werden kann, ist ggf. der Einsatz von geeigneten Pflanzenschutzmitteln in Erwägung zu ziehen.

Tab. 1: Leitfaden für den integrierten Waldschutz gegen Holzbrüter

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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