Prachtkäfer gelten als sekundäre Besiedler von Bäumen, die durch abiotische oder biotische Schadeinwirkungen bereits vorgeschädigt wurden. In letzter Zeit wurden jedoch häufig bei Großbaumverpflanzungen im Stadtbereich, aber auch bei Waldbäumen schwere Schäden durch die Larven von Prachtkäfern festgestellt, ohne vorerst Symptome anderer Schadursachen gefunden zu haben.

Ein Zusammenhang mit der Häufung von Hitzeperioden während der Vegetationszeit wird allgemein als wahrscheinlichste Ursache für die starke Populationszunahme dieser Wärme liebenden Schadinsekten angesehen.

Schadsymptome

Prachtkäferbefall ist im Anfangsstadium meist sehr schwierig zu diagnostizieren, da zunächst keine spezifischen Symptome am Stamm oder an Ästen entdeckt werden können. Frühsymptome sind

  • Welkeerscheinungen in der Krone,
  • unregelmäßiges Anschwellen der Rinde sowie
  • Saftfluss.


Symptome eines fortgeschrittenen Befalls (Spätsymptome) sind:

  • Aufplatzen und Abfallen der Rinde stärkerer Äste und des Stammes
  • sektorales Absterben von Kronenpartien
  • schrägovale Ausbohrlöcher

Beim Abheben der Rinde können unregelmäßig geschwungene, beim Buchenprachtkäfer bis zu 75 cm lange Larvengänge in verschiedenen Ebenen unter der Rinde in Bast und Kambium, später auch tief den Splint schürfend, festgestellt werden. Die Fraßgänge sind oft mit wolkig geschichtetem Bohrmehl gefüllt. Junge Bäume werden durch die dichten Spiralgänge des Buchenprachtkäfers (Agrilus viridis) geringelt. Larven des Eichenprachtkäfers (Agrilus biguttatus) können auch bis 15 cm unter der Erdoberfläche an Starkwurzeln vorkommen.

Schadorganismen und Biologie

Prachtkäfer sind lang gestreckte, metallisch glänzende Käfer, die im Vergleich zu den meisten Bockkäferarten kurze und gedrungene Fühler haben. Der Kopf ist tief ins Halsschild zurückgezogen, die Augen sind relativ groß. Die Käfer sind zwischen 5 und 25 mm lang, wobei die bekannten Laubholzprachtkäfer nicht länger als 15 mm werden. Die Käfer legen im Sommer Eier an Stamm und Ästen (in Rindenritzen oder Stammverletzungen) ab und überdecken diese mit einem weißen, rasch aushärtenden Sekret, das die Eier schützt. Die Eilarven bohren sich unter die Rinde ein und beginnen anschließend im Bast ihren Fraß.

Die beinlosen Larven sind durch eine charakteristische Körperform gekennzeichnet (der Prothorax ist stark verbreitert und die restlichen Abdominalsegmente sind vergleichsweise dünn), wobei dies besonders beim "kochlöffelartigen" Buprestis–Typ ersichtlich ist. Bei den Agrilus-Larven sind auch zwei verhornte Spitzen am letzten Abdominalsegment typisch.

Die Entwicklung der meisten Laubholzprachtkäfer dauert bis zu zwei Jahre, beim Lindenprachtkäfer können auch drei Jahre für die vollständige Entwicklung benötigt werden. Frischgeschlüpfte Käfer vollbringen an Jungbäumen einen kaum auffallenden Reifungsfraß.

Die wichtigsten Laubholzprachtkäfer, die in den letzten Jahren Schäden an Jungbäumen verursacht haben, sind:
Buchenprachtkäfer - Agrilus viridis

  • Größe: 5 - 11mm
  • Farbe: metallisch grün (kann von blau über grün bis zu gold- oder messingfarben variieren)
  • Wirtspflanzen: Buche, auch an Eiche, Erle, Linde und Birke


Zweipunkt-Eichenprachtkäfer - Agrilus biguttatus

  • Größe: 9 - 12 mm
  • Farbe: metallisch grün (auf den Elytren finden sich im hinteren Drittel je ein weißer Haarfleck neben der Flügeldeckennaht)
  • Wirtspflanzen: Stiel- und Traubeneichen

Lindenprachtkäfer - Lampra rutilans

  • Größe: 9 - 15 mm
  • Farbe: blaugrün schimmernd
  • Wirtspflanzen: Lindenarten, besonders an Winterlinde (an älteren Linden vor allem auf bereits partiell abgestorbenen Pflanzenteilen, bei jüngeren Pflanzen genügt oft eine geringe Vorschädigung, um massiven Befall hervorzurufen)

Maßnahmen zur Prophylaxe und Bekämpfung

Die meisten Prachtkäferarten, die an Laubbäumen vorkommen, gelten als Sekundärschädlinge, die jedoch nach Stresssituation oder Vorschädigungen von Bäumen zu einem großen Pflanzenschutzproblem werden können. Die aktuellen Schäden sind sicherlich eine Folge der Sommertrockenheit 2003 und teilweise sogar noch Folge früherer Trockenperioden. Prachtkäfer gelten als Wärme liebend. Viele Arten legen die Eier bevorzugt auf der stark besonnten Stammseite ab und können bei warmer Witterung auch ihre Entwicklung beschleunigen.

Die meist zweijährige Entwicklungszeit der Schädlinge lässt vermuten, dass genügend Zeit bliebe, um Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass Prachtkäferbefall normalerweise erst sehr spät erkannt wird, meist erst nach dem Auffinden von ovalen Ausbohrlöchern am Stamm oder Starkästen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Baum, vor allem wenn es sich um einen Jungbaum handelt, dem Tode geweiht, da das dichte Netz von geschwungenen Larvenfraßgängen das Phloem bzw. die Xylemschicht soweit zerstört hat, dass kein ausreichender Wasser- und Nährstofftransport mehr erfolgen kann.

Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen sind die Vermeidung von Rindenverletzungen an Stamm und Ästen sowie die Vermeidung von Stress, sofern dieser durch Pflegemaßnahmen, geeignete Aufzuchtmethoden (Vermeidung von zu kleinen Wurzelballen bei Großpflanzen) und ausreichender Bewässerung reduziert oder ausgeschaltet werden kann.

Die kurative Bekämpfung ist nur bei Großbäumen möglich, wenn der Prachtkäferbefall sich auf wenige Äste beschränkt, aber auch diese sind in sonst gesunden Kronen schwer zu erkennen. Werden sie rechtzeitig entdeckt, können befallene Äste entfernt und anschließend verbrannt werden. Chemische Maßnahmen mit systemischen Insektiziden sind bisher noch nicht ausreichend getestet worden.

Die Junglarven, die in der lebenden Rinde fressen, könnten jedoch auf diese Weise abgetötet werden, sofern der Wirkstoff durch die meist dünne Borke eindringen kann. Offiziell sind derzeit keine Insektizide gegen Prachtkäfer in Österreich und Deutschland zugelassen. Pyrethroide, die im Streichverfahren bei Jungbäumen angewendet werden, sind vorerst nur für die Borkenkäferbekämpfung registriert.

Kontrolle und Haftung

Da der Befall oft schon in der Baumschule erfolgt, empfiehlt sich eine genaue Kontrolle des Pflanzenmaterials vor der Verpflanzung. Dabei ist vor allem auf Frühsymptome wie Kleinblättrigkeit oder Blattverlust in der Krone sowie Anschwellen und Deformationen der Rinde, aber auch auf die typischen Eiablagen an Stamm und Ästen zu achten. Bei der Verpflanzung selbst sollten Rindenschäden unbedingt vermieden und ausreichende Anwuchspflege durchgeführt werden.

Bei Regelung von Streitfällen, ob der Befall schon vor dem Versetzen vorhanden war oder erst danach erfolgte, bedarf es in den meisten Fällen eines Sachverständigen-Gutachtens, in dem anhand der Befallssymptome und vorhandenen Entwicklungsstadien des Schädlings auf den Zeitpunkt des Befalles rückgeschlossen wird.