Nach dem Sturm Paula (2008) wurden in der Steiermark in den Resthölzern der aufgearbeiteten Schadflächen kaum Buchdrucker (Ips typographus) gefunden. Deshalb wurden Fangbäume des Jahres 2010 in Stücke von 0,25 m bis 3 m Länge segmentiert, um herauszufinden, ob Kurzstücke weniger vom Buchdrucker befallen werden als Langstücke. Ergebnis aus vier Versuchsorten: Stammstücke unter einem Meter sind für den Buchdrucker weniger attraktiv. Stammstücke von 0,25 m wurden auch bei sehr hohem Populationsdruck nur geringfügig vom Buchdrucker angenommen.

Im Jänner 2008 wurde die Steiermark massiv von Sturmschäden durch das Sturmtief "Paula" betroffen. Während etwa 80 % der Bäume aus Einzel- und Nesterwürfen Buchdruckerbefall aufwiesen, wurden auf geräumten Sturmschadensflächen im Kurzrestholz und in Wurzelstöcken kaum Buchdrucker festgestellt. Es waren praktisch nur längere Resthölzer von 2 bis 4 m Länge vom Buchdrucker (Ips typographus) und/oder Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) befallen. In Kurzresthölzern unter 1 m Länge wurden bei rund 240 untersuchten Stücken nur in einem Stück Buchdruckerbefall gefunden. Es scheint also, dass Kurzresthölzer vom Buchdrucker kaum befallen und Wurzelstöcke noch mehr gemieden werden.

Diese Beobachtungen wurden auch von den vor Ort tätigen Bezirksförstern und in zwei gleichzeitig laufenden Diplomarbeiten der HBLA für Forstwirtschaft Bruck an der Mur bestätigt (Alessio 2010, Hackl 2010). Da an Kurzresthölzern bis zu 40 % weitgehend ungefährliche Borkenkäfer gefunden wurden, hauptsächlich der Zottige Fichtenbastkäfer (Dryocoetes autographus), der Gelbbraune Fichtenbastkäfer (Hylurgops palliatus) und der Vielzähnige Kiefernborkenkäfer (Orthotomicus laricis), stellte sich die Frage, inwieweit Kurzresthölzer für den Buchdrucker attraktiv sind.

Versuche mit segmentierten Fangbäumen

Fangbäume wurden in unterschiedlich lange Stücke geschnitten und die Segmentanordnung an jedem Stamm um eins versetzt (Methode siehe Originalartikel). Der restliche Fangbaum wurde ganz gelassen.

Der Schnitt erfolgte im Zuge der Fangbaumaktionen des Jahres 2010 zwei bis vier Wochen vor dem Schwärmbeginn. Dadurch war ein nur geringer Austrocknungsgrad gegeben. Auch der erwartete Populationsdruck musste diesen Richtlinien entsprechen (erhöhte Buchdruckerpopulation, Vorjahreskäfernester). Letztlich wurden vier Versuchsorte ausgewählt.

Bei der Endauswertung erfolgte die Auszählung der eingebohrten Käfer. Dabei wurde bei jedem Segment in deren Mitte ein Rindenstreifen von 25 cm Breite im vollen Stammumfang abgezogen (Abbildung 1) und die Anzahl der Rammelkammern und Muttergänge des Buchdruckers wurden ermittelt. Muttergänge zählten, wenn deren Ausgangspunkt innerhalb des Rindenstreifens lag. Die Anzahl wurde pro dm² Rindenfläche hochgerechnet.

Versuchsflächen und Besiedlungsverlauf

Die Versuchsfläche Deutschfeistritz (Bezirk Graz-Umgebung) wies eine sehr hohe Borkenkäfer-Populationsdichte auf. Im Umkreis von einem Kilometer fielen 2009 etwa 1.000 fm Borkenkäferschadholz an. Zum Zeitpunkt der Versuchsanlage befand sich in 200 m Entfernung ein Käfernest mit zirka 150 fm Schadholz. Da es sich bei diesen Bäumen ausschließlich um Spätsommerbefall des Jahres 2009 mit reichlich überwinterten Jungkäfern handelte, flogen allein hier vorsichtig geschätzte fünf Millionen Buchdrucker aus. Die Fangbaumvorlage erfolgte am 15. März 2010. Der erste Befall wurde am 13. April in den ganz gelassenen Bäumen und in den Segmenten von 1,5 m bis 3 m Länge festgestellt. Am 17. April waren auch die Kurzstücke befallen. Während der Warmperioden zwischen 20. April und 3. Mai wurden sämtliche Segmente zum Teil in höchster Dichte befallen.

Im Umkreis der Fläche St. Martin am Grimming (Bezirk Liezen) von einem Kilometer fielen etwa 300 fm Borkenkäferschadholz an. Hier wurde ein erhöhter Käferholzanfall
in einzelnen Käfernestern festgestellt, und bereits 2009, im Jahr nach der Säuberung, ein Fangbaumeinsatz durchgeführt. Der Fangbaumschnitt erfolgte am 1. April 2010, der erste Befall wurde Ende April festgestellt. Der Befallsdruck war deutlich geringer als in Deutschfeistritz.

Die beiden Versuchsflächen Kainach und Stampf lagen in den Sturmschaden-Schwerpunktgebieten des Bezirks Voitsberg. Hier war der Borkenkäfer-Populationsdruck durch konsequente Säuberung und nachfolgende Kontrolle am geringsten. Der Fangbaumschnitt erfolgte am 7. April 2010, der erste Befall wurde am 21. April in Kainach und einige Tage später auch in der Stampf festgestellt.

Auf allen Flächen erfolgte die Besiedlung durch den Buchdrucker tendenziell zuerst bei den ungekürzten Fangbäumen und den längeren Segmenten. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Försterschule Bruck an der Mur hat Patrik Klösch die weitere Betreuung und Auszählung des Versuchs in Deutschfeistritz übernommen, alle anderen Versuchsflächen wurden vom steirischen Landesforstdienst
weiter betreut.

Geringere Einbohrdichte in kurzen Segmenten

Der Versuch stellte die Frage der Besiedlungsdichte in den Vordergrund, deshalb wurden die Länge der Muttergänge und die Anzahl der lebenden Larven pro Brutbild nicht erhoben.

Die Besiedlung durch den Kupferstecher wurde angeschätzt (Anteil des Rindenstreifens in %), andere Käfer wurden vermerkt. Der Zottige Fichtenbastkäfer und der Gelbbraune Fichtenbastkäfer besiedelten fast alle Segmente im Bereich der Kontaktstelle zum Boden (Abbildung 2). Dieser Befall erfolgte etwas früher als durch den Buchdrucker, der meistens den restlichen Bereich besiedelte. In Deutschfeistritz war der Befall durch Bastkäfer insgesamt häufiger. So waren jene 0,25m-Segmente, die vom Buchdrucker gering besiedelt wurden, in der Regel stark von Bastkäfern angenommen.

Die Ergebnisse der einzelnen Versuchsorte zeigen im Mittel bei kürzeren Segmentlängen eine geringere Besiedlungsdichte durch den Buchdrucker (Abbildung 3 und 4). Besonders deutlich ist die geringere Besiedlungsdichte bei den 0,25m-Segmenten. Diese weisen auf allen Flächen im Mittel nur zwischen 0,4 und 0,9 Buchdrucker pro dm² auf.

Abbildung 4: Anzahl der Buchdrucker pro dm² in den verschieden langen Fangbaumsegementen auf vier Versuchsflächen

Auch bei sehr hohem Populationsdruck (Deutschfeistritz) wurden die kürzesten Segmente nur in geringem Ausmaß angenommen. Bei den 0,50 m-Segmenten wurden durchschnittlich viermal so viele und ab 1 m Länge etwa sechsmal so viele Buchdrucker gezählt. Rund 30 % aller 0,25 m-Segmente wurden vom Buchdrucker gar nicht besiedelt, weitere 37 % wiesen weniger als einen Buchdrucker pro dm² auf.

Populationsabschöpfung

Durch die hohe Populationsdichte in Deutschfeistritz waren sämtliche Fangbäume und Fangbaumsegmente einem extremen Käferdruck ausgesetzt. Allein für die Aufnahme der vorsichtig geschätzten fünf Millionen Buchdrucker wären mindestens 500 Fangbäume (!) notwendig gewesen. Hierbei sind noch nicht die anderswo überwinternden Käfer berücksichtigt.

In Summe wurden in diesem Gebiet etwa 100 Fangbäume gelegt, die dicht besiedelt wurden und niemals in der Lage sein konnten, die hohe Menge an schwärmenden Buchdruckern aufzunehmen. Bis August 2010 fielen dann im Umkreis von einem Kilometer auch wieder 1.000 fm Käferholz an.

Umgekehrt wurden auf den anderen drei Versuchsorten, auf denen die Buchdruckerpopulation durch eine konsequentere Aufarbeitung gesenkt worden war, die Kapazitätsgrenzen der Fangbäume nicht erreicht. Dies wird auch durch die Menge der von den Fangbaumsegmenten aufgenommenen Buchdrucker verdeutlicht. So
wurden in Deutschfeistritz rund 6.500 Buchdrucker, in St. Martin am Grimming 3.300 Buchdrucker, in der Stampf/Pack 2.200 Buchdrucker und in Kainach 1.700 Buchdrucker pro Festmeter gefangen.

Kurzrestholz nicht als ungefährlich einstufen

Auf allen vier Versuchsorten nahmen die Besiedelungsdichten durch den Buchdrucker bei Stücklängen bis zu einem Meter im Mittel deutlich zu. Ab 1m-Länge wurde kaum noch oder gar keine Zunahme der Besiedlung festgestellt. Der ungekürzte, restliche Fangbaum wurde etwa gleich stark angenommen wie die Segmente mit Längen von 1 bis 3 m.

Eine geringere Besiedlungsattraktivität von kurzen Holzstücken für den Buchdrucker darf nicht dazu verleiten, Kurzrestholz als ungefährlich einzustufen. Die Besiedlung hängt von zahlreichen Faktoren ab (Populationsdruck, Austrocknungszeit, Vorhandensein von attraktiverem Brutmaterial, Höhenlage, Sonneneinstrahlung usw.). Besonders bei extremen Massenvermehrungen wurden auch schon Buchdrucker in manuell entrindeten Bäumen gefunden, wo die Einbohrungen in Rindenreststreifen erfolgten (Tomiczek 2008).

Ein Bekämpfungskonzept muss immer aus den Bedingungen vor Ort erstellt werden. Die bestmögliche Einschätzung der Borkenkäfer-Ausgangssituation und eine Prioritätenreihung der Bekämpfungsmaßnahmen sind erfolgsentscheidend.

Wie sich am Beispiel des nicht aufgearbeiteten Käferherdes in Deutschfeistritz zeigte, kann die Bedeutung der raschen Aufarbeitung von Stehendbefall nicht oft genug betont werden, da sämtliche Abschöpfungsmaßnahmen andernfalls hoffnungslos über
ihre Kapazitätsgrenzen gelangen.