Der Klimawandel ist bereits heute beobachtbar und wird sich weiter verstärken. Alle Klimaelemente unterliegen diesem Wandel. Das Niederschlags- und Temperaturregime wird sich in der Weise ändern, dass Trockenstress und Trockenperioden verstärkt auftreten und so wird auch die Waldbrandgefahr steigen. Eine erhöhte Gefahr muss jedoch nicht zwingend bedeuten, dass es mehr Brände geben wird. Der Mensch spielt in dieser Verkettung eine wichtige Rolle. Es gilt, Verhaltensweisen zu ändern und technische Potenziale auszunutzen, um die Waldbrandgefahr zu minimieren. Aus diesem Grund werden in diesem Artikel Instrumente zur Waldbrandgefahrenprognose im deutschsprachigen Raum vorgestellt.

Prognosen für Deutschland

Zur Vorhersage der Waldbrandgefährdungssituation dient in Deutschland der Waldbrandgefahrenindex (WBI). Dies ist ein Vorhersageverfahren zur aktuellen Waldbrandgefährdung, welches sich auf Teile des kanadischen "Fire Weather Index" (FWI) und auf den internationalen "Index M68" stützt. Das Verfahren wird in der Waldbrandsaison von Februar/März bis Oktober durchgeführt und basiert auf amtlichen Klimadaten ausgewählter territorialer Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Seit 2014 gilt der Waldbrandgefahrenindex einheitlich für alle Bundesländer.

Die Gefährdungssituation wird durch den DWD nach internationalem Standard in fünf Waldbrandgefährdungsstufen (1 "sehr gering" bis 5 "sehr hoch") in regionaler Auflösung dargestellt. (Tab. 1)

Tab 1: Stufen der Waldbrandgefährdung des WBI in Gegenüberstellung zum Index M68 (Quelle: DWD)
WBIGefährdungsstufeOriginal M68
1sehr geringe Gefahr0
2geringe Gefahr1
3mittlere Gefahr2
4hohe Gefahr3
5sehr hohe Gefahr4

Der DWD veröffentlicht bundesweite Waldbrandgefahrenprognosen für jeden aktuellen Tag und weitere vier Folgetage in Form von Tabellen und Karten auf seiner Agrowetterseite. Täglich ab 14 Uhr wird der für den ersten Folgetag gültige und amtlich verbindliche Waldbrandgefahrenindex für die einzelnen Vorhersageregionen sowie eine Vorhersage für vier Folgetage berechnet. Am nächsten Morgen wird für den aktuellen Tag nochmals eine witterungsbedingte Korrektur des Waldbrandgefahrenindex vorgenommen. Dies ermöglicht ein arbeitsorganisatorisch flexibles Reagieren auf veränderte meteorologische Ausgangslagen.

Prognosen für Deutschland

Datengrundlage und Modellstruktur

Die Berechnung des WBI erfolgt auf Grundlage folgender Daten:

  • stündliche Zeitreihen von Lufttemperatur und relativer Luftfeuchte
  • 24-stündiger Niederschlag (da der Index einer 24-stündigen Periode folgt, reagiert er schneller auf Feuchtigkeit und Trockenheit als die älteren Modelle)
  • Windgeschwindigkeit
  • kurz- und langwellige Strahlung der Atmosphäre
  • Bodenbeschaffenheit, Streuauflage und Kronenbereich (dem FWI folgend)
  • Laufgeschwindigkeit der Feuerfront und Bodenfeuchte (dem M68 folgend)
  • während der Frühjahrsmonate auch morgendliche Schneehöhenmessungen.

Eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Waldbrandgefahr spielen außerdem phänologische Kriterien, wie der im Jahresverlauf periodisch verlaufende Entwicklungsstand der Vegetation:

Trockene Waldböden sind gegenüber Feuer sehr empfindlich. Die Gefährdungslage verschärft sich bei weitem nicht nur an heißen Sommertagen. Schon mit Beginn des Frühjahrs – wenn die Winterfeuchtigkeit aus den Böden verschwunden ist, die Vegetation aber erst in den Startlöchern steckt – gibt es oft deutschlandweit Perioden mit deutlich erhöhter Waldbrandgefahr. Erst mit dem Ergrünen der Bodenvegetation und voll belaubten Baumkronen wird die Ausbreitung von Waldbränden erschwert und somit das Gefahrenpotential niedriger bewertet. Durch sogenannte Zeigerpflanzen wird diese jahreszeitlich periodische Entwicklung des Waldbodenbewuchses und des Kronenraums abgeschätzt. Zeigerpflanzen geben Hinweise auf bestimmte Umweltbedingungen wie z.B. Stickstoffgehalt oder den Wasserhaushalt des Bodens.

Um eine noch differenziertere Bewertung vornehmen zu können sind Waldlandschaften je nach Bestockungsstruktur und Klima aufgrund ihrer unterschiedlichen Zünd- und Brennfähigkeit in drei Waldbrandgefahrenklassen von A "hoch", B "mittel" und C "gering" unterteilt. In einigen der östlichen Bundesländer erfolgt nochmals eine Differenzierung der Klasse A in A1 "Gebiete mit sehr hoher Waldbrandgefahr" und A "Gebiete mit hoher Waldbrandgefahr". Diese Klasseneinteilung erlaubt bei der abschließenden Bewertung des Waldbrandrisikos Korrekturen der Gefährdungsstufe.

Praktische Anwendung

Sowohl der Deutsche Wetterdienst (DWD), als auch die staatlichen Forstbetriebe wenden den WBI für bundes- bzw. landesweite Prognosen an. Die lokale forstbehördliche Festsetzung kann daher von den Prognosen des DWD abweichen, daher empfiehlt es sich, sich direkt auf den jeweiligen Web Seiten der Landesforstverwaltungen zu informieren (s. unten bei Mehr im Web).

Forst- und Brandschutzbehörden, Rettungsdienste und Katastrophenschutz können aufgrund des WBI geeignete Maßnahmen zur Verhütung von Waldbränden veranlassen. Freizeitaktivitäten im Wald lassen sich hinsichtlich des Gefahrenpotentials realer einschätzen und Waldarbeiten können an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.

Zusätzlich werden zur Information einer breiten Öffentlichkeit über die gängigen Medien wie Radio, TV und Internet bei erhöhtem Gefahrenpotenzial Warnmeldungen ausgesprochen.

Prognosen für Österreich

In Österreich übernimmt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die Erfassung und Veröffentlichung der Waldbrandgefahr, ebenfalls auf Grundlage eines fünfteiligen Waldbrandgefahrenindex. Die Angaben basieren auf den Auswertungen der durchschnittlichen Temperatur und Niederschläge der vergangenen zwei Wochen. Weitere vegetations- und waldbezogene Faktoren fließen derzeit noch nicht in die Prognosen mit ein. Vorhersagen für den aktuellen und jeweils einen Folgetag sind über die Homepage der ZAMG abrufbar. Es ist geplant, einen Fire Hazard (Methode zur Waldbrandgefahrenprognose) zu entwickeln, welcher statische und dynamische Komponenten aufweisen soll. Dabei sollen naturräumliche, meteorologische und sozioökonomische Faktoren berücksichtigt werden.

Prognosen für die Schweiz

In den Kantonen Graubünden, St. Gallen, Bern und im Wallis kommt das Prognose- und Entscheidungsinstrument "Incendi 2.0" zum Einsatz, auf dessen Grundlage nach Regionen unterteilte Waldbrandgefahrenkarten erstellt und Feuerverbote erlassen werden. Zur Berechnung der Waldbrandgefahr nutzt Incendi dem FWI folgend Wetterdaten ausgewählter Messstationen von Meteo Schweiz (Temperatur, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Niederschlag). Es werden sechs Waldbrandindizes mit zugehörigen Karten im Internet veröffentlicht. Es ist dann Aufgabe des Anwenders, den optimalen Index für das Gebiet und die Jahreszeit auszuwählen.

Literatur

            Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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