Die CO2-Neutralität und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Holz haben zur Folge, dass seine Attraktivität weiter wächst und der Holznutzungsdruck auch in den kommenden Jahrzehnten zunehmen wird. Eine Publikation des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) zeigt die nachhaltig verfügbaren Nutzungspotenziale im Schweizer Wald.

Holz, ein einheimischer nachwachsender Rohstoff und Energieträger mit langer Tradition, war in der Nachkriegszeit etwas in Vergessenheit geraten. Nun steigt die Nachfrage nach Holz wieder vermehrt an. Zwar hat die weltweite Wirtschaftskrise auch in der Schweiz den Verbrauch vorübergehend etwas gedämpft, aber der langfristige Trend zeigt eindeutig in Richtung eines erhöhten Holzbedarfs: Die grosse Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten des Holzes, aber auch die sich abzeichnende Verknappung und Verteuerung der übrigen Ressourcen lassen erahnen, dass der Druck auf das Holz – und somit auch auf den Wald – in Zukunft erheblich zunehmen wird.

Eine fundierte Datengrundlage zum gegenwärtigen Holznutzungspotenzial sowie zu möglichen Entwicklungen ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Ressourcenpolitik Holz des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). Deren Hauptziel lautet: Holz aus Schweizer Wäldern wird nachhaltig bereitgestellt und ressourceneffizient verwertet. Auch die Wirtschaftskreise fordern mit Nachdruck aktuelle Angaben zu potenziellen wirtschaftlich nutzbaren Holzmengen.

Im Vordergrund steht die Frage: Wie viel Holz kann der Schweizer Wald nachhaltig zur Verfügung stellen? Nachhaltig ist dabei so zu verstehen, dass die Produktivität der Wälder erhalten bleibt und alle Waldfunktionen erfüllt werden. Daraus ergibt sich das Ziel der vorliegenden Publikation: Auf der Basis des dritten Landesforstinventars lassen sich nationale und regionale Angaben über das mittelfristige Zuwachs- und Nutzungspotenzial im Schweizer Wald ableiten. Es werden denkbare Szenarien entwickelt, aber keine Prognosen gewagt.

Die Szenarien bilden zunächst die möglichen Entwicklungen von Zuwachs, Abgängen und Vorrat im Schweizer Wald ab, und zwar bezogen auf die gesamte Holzmasse. Um dem Informationsbedarf der Holzwirtschaft und weiterer Interessenten entgegenzukommen, erfolgt alsdann für jedes Szenario die Errechnung des effektiv verfügbaren Holzpotenzials. Dabei werden – in Analogie zu Zwiebelschalen – jeweils diejenigen Mengen abgezogen, die entweder nicht nutzbar oder wirtschaftlich nicht greifbar sind oder aus anderen Gründen nicht in den Verbrauch gelangen. Die Szenarien und die jeweiligen Holznutzungspotenziale sollen in der waldpolitischen Diskussion helfen, langfristige Strategien festzulegen.

Nun liegen wichtige Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtungen der schweizerischen Wald- und Holzwirtschaftspolitik vor. In der Periode 2007–2036 weichen die Potenziale je nach Szenario markant voneinander ab, und zwar zwischen 6,7 und 10,3 Mio. m³ pro Jahr. Unter der Annahme, dass anschliessend die Eingriffe einheitlich erfolgen, wird langfristig (100 Jahre) wieder einer Tendenz zur Annäherung der Szenarien festgestellt. Vorräte, Zuwachs und Nutzungsmöglichkeiten verschieben sich je nach Szenario teilweise erheblich vom Nadel- zum Laubholz. Das nachhaltig verfügbare Nutzungspotenzial liegt vor allem im Mittelland, in den Voralpen und im Jura.