Die Elsbeere (Sorbus torminalis) gehört zu den sogenannten Wildobsthölzern. Unter diesem Sammelbegriff wird eine Reihe von Baumarten zusammengefasst, nämlich:

  • Vogelkirsche (Prunus avium)
  • Wildbirne (Pyrus pyraster)
  • Wildapfel (Malus sylvestris)
  • Elsbeere (Sorbus torminalis)
  • Speierling (Sorbus domestica)
  • Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
  • Mehlbeere (Sorbus aria)

Die Wildobstarten liefern ausnahmslos wertvolle, sehr dekorative und vielseitig einsetzbare Hölzer. Sie zählen deshalb zu den Edellaubhölzern, kommen aber in den heimischen Wäldern nur selten vor.

Die Elsbeere führte – obwohl sie auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 zum schönsten Holz der Welt gekürt wurde – lange Zeit ein Schattendasein und war selbst Fachleuten unbekannt. Deshalb wurde Elsbeer- wie auch Speierlingsholz regelmäßig dem sehr ähnlichen Birnbaumholz zugeschlagen und fälschlicherweise unter dem Begriff "Schweizer Birnbaum" gehandelt.

Ende der 1980er Jahre stieg dann die Elsbeere in kürzester Zeit zu der am teuersten bezahlten Holzart auf. Spitzenstämme (Abb. 1) erreichten zuweilen Preise von 20.000 bis über 28.000 DM pro Festmeter. Solche Preise lassen sich heute nicht mehr erreichen, dennoch hat sich an der Spitzenstellung der Elsbeere nichts geändert. Das zeigen die durchschnittlichen Erlöse in Bayern:

 Wertholz
(Ø 1989-2005)
normale Sortimente
(Ø 1991-2005)
Elsbeereüber 700 € / fmknapp unter 500 € / fm
Eicheca. 390 € / fmdeutlich unter 100 € / fm
Bergahornca. 320 € / fmdeutlich unter 100 € / fm

Holzbeschreibung

Bei der Elsbeere besteht kein farblicher Unterschied zwischen Splint- und Kernholz. Jüngere Bäume sind von einem hellen weiß-gelblichen bis schwach rötlichen Farbton, im höheren Baumalter nimmt das Holz oft einen dunkleren rotgelben bis rötlichbraunen Ton an, der unter Lichteinfluss nachdunkelt. Gedämpft weist die Elsbeere einen gleichmäßig warmen Rotton auf (Abb. 2 und 3). In älteren Stämmen tritt häufig fakultativ ein dunkler rotbrauner bis schwarzbrauner Farbkern als Falschkern auf (Abb. 4). Es besteht große Ähnlichkeit zum Holz des Birnbaumes, so dass sich die beiden Holzarten vielfach nicht unterscheiden lassen.

Meist ist das Elsbeerholz von ausgesprochen schlichter Textur mit einer nur unauffälligen Zeichnung (Abb. 2 und 3). Bei Riegelbildung wird von "bunter Elsbeere" gesprochen (Abb. 5). Markflecken sind nicht selten und erscheinen auf den Längsflächen als längere braune Streifen. Diese "Haare" stellen mit zunehmender Häufigkeit einen entwertenden Holzfehler dar (Abb. 2).

Die zahlreichen Gefäße stehen einzeln und sind typisch zerstreutporig angeordnet. Mit zunehmender Jahrringbreite ist eine Tendenz zu einer schwachen Halbringporigkeit zu erkennen. Die Gefäße sind ausgesprochen fein und somit erst unter der Lupe erkennbar (Mikrobild Abb. 6 und Lupenbild Abb. 7). Der Feinporigkeit entsprechend sind die Längsflächen kaum nadelrissig. Ebenfalls mit bloßem Auge kaum erkennbar sind die Holzstrahlen. Sie sind lediglich auf sauber abgezogenen Hirnflächen als dicht gestellte, feine Linienzüge deutlich (Abb. 7). Die Jahrringe treten aufgrund eines etwas dichteren letzten Spätholzes etwas prägnanter hervor. Dadurch ergibt sich auf den Tangentialflächen eine unauffällige feine Fladerzeichnung (Abb. 3). Gehobelte Flächen sind fast glanzlos, ein besonderer Geruch fehlt.

Gesamtcharakter des Elsbeerholzes

Zerstreutporiges, feinporiges und homogen strukturiertes Laubholz mit heller weiß-gelblicher bis rötlichbrauner Farbe; gedämpft mit warmem Rotton. Bei Falschkernbildung auch unregelmäßig dunkelrotbraun bis schwarzbraun. Mit unauffälliger, feiner Zeichnung. Sehr dekorativ.

Eigenschaften

Das Holz der Elsbeere ist hart, dicht und sehr feinfaserig. Mit einer mittleren Rohdichte (rN) von 0,70 bis 0,75 g/cm3 liefert sie ein schweres Holz (Tab. 1). Die guten Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften entsprechen denen der Eiche (Tab. 2). Elsbeerholz ist sehr zäh, von großer Spaltfestigkeit und wird als ziemlich biegsam beschrieben.

Mit einem Volumenschwindmaß von 16,8 bis 17,5 % schwindet Elsbeere recht stark und neigt beim Trocknen stark zum Reißen und Verwerfen (Tab. 3). Nach dem Trocknen reißt und verwirft das Holz kaum noch, nimmt nur langsam wieder Feuchte auf und zeichnet sich daher durch ein hohes Stehvermögen aus.

Elsbeerholz lässt sich gut bearbeiten, bedarf aber wegen seiner Härte eines höheren Kraftaufwandes. Mit sorgfältig geschärften Werkzeugen lässt es sich problemlos sägen, hobeln, profilieren, drechseln und schnitzen. Gedämpft ist es hervorragend messerbar. Holzverbindungen mit Schrauben und Nägeln halten gut, das Verkleben ist dagegen wegen der sehr dichten Oberflächenbeschaffenheit erschwert. Eine Oberflächenbehandlung ist uneingeschränkt möglich.

Unter dem Einfluss der Witterung ist Elsbeere nur von geringer natürlicher Dauerhaftigkeit. Sie ist auch wenig beständig gegen Holz zerstörende Insekten.

Verwendungsbereiche

Die Elsbeere wird vornehmlich als Ausstattungsholz verwendet, in Form von hochwertigen Messerfurnieren (Abb. 8) oder von Massivholz. Im Möbelbau kommt es zur Herstellung exklusiver Möbel mit hohem Anspruch an Qualität und Design und zur Anfertigung individueller Einzelmöbel zum Einsatz (Abb. 9 bis 11).

Im Innenausbau mit gehobenem Anspruch sind speziell für Wand- und Deckenbekleidungen sowie für großflächige Einbauten die warmroten Furniere mit zarter Zeichnung gefragt. Aufgrund ihrer hohen Härte eignet sich die Elsbeere auch sehr gut für Fertigparkettböden.

Sie nimmt einen festen Platz im Musikinstrumentenbau ein, wird dort beispielsweise im Klavierbau, im Orgelbau oder für Dudelsackpfeifen verwendet.

Wegen ihrer hervorragenden Formbeständigkeit gehört die Elsbeere seit jeher zu einem gesuchten Spezialholz für Messwerkzeuge (Lineale, Stockmeter), Zeichengeräte und Präzisionsgeräte. In Frankreich wird sie bis heute zur Herstellung wertvoller Billardstöcke gesucht. Als Drechsel- und Schnittholz kann die Elsbeere zu den feinsten Arbeiten verwendet werden.

Wegen ihrer hohen Härte, Zähigkeit und guten Spaltfestigkeit war die Elsbeere neben Vogelbeere und Speierling bis zum Ausgang des 19.Jahrhunderts begehrt für technische Verwendungszwecke. So wurden Teile der Mühlmahlwerke, Walzen, Spulen für Spinnereien, Weberschiffchen, Druckbuchstaben und -modeln, Kegeln und Holzschrauben aus Elsbeere hergestellt. Sie galt früher auch als ein gutes Wagnerholz, insbesondere für Radnaben und Achsen.

Abb. 1, 8, 10, 11:  W. Kausch-Blecken von Schmeling

Abb. 2, 3, 7, 12:    R. Rosin und D. Grosser

Abb. 4, 5, 9:          H. Hahn

Abb. 6:                  D. Grosser