Ein Forstmann hat den Waschbären in Deutschland eingebürgert

Waschbären gehören zu den Kleinbären (Procyonidae). Der bei uns eingebürgerte Waschbär stammt aus Nord- und Mittelamerika (Südkanada, USA, Mexiko bis Costa Rica). Es gibt weltweit 6 verschiedene Waschbärarten, manche Wissenschaftler teilen sie auch in 7 Arten ein.

Bereits 1920 und 1927 wurden Tiere zur Pelzzucht nach Deutschland eingeführt. Die deutsche Population lässt sich auf zwei im Jahre 1934 von Forstmeister Berlepsch ausgewilderte Waschbärpärchen am nordhessischen Edersee zurückführen. Möglicherweise wurden 1945 in Rheinlandpfalz auch einige Waschbären vom Amerikanischen Militär ausgesetzt.

Ein Schwerpunkt des heutigen Verbreitungsgebietes liegt im Dreiländereck Hessen, Nordrhein-Westfahlen (1944), Niedersachsen (1955). In Baden-Württemberg wurden die Tiere erstmals 1960 entdeckt - in Bayern 1960 oder 1962. Die Dynamik der Ausbreitung wurde gelegentlich verstärkt durch entkommene Waschbären aus Pelztierfarmen oder weiteren Auswilderungsaktionen.

1968 betrug in Deutschland die Jagdstrecke 3.528 Stück (einschl. Fallwild), im Jagdjahr 2002/2003 wurden schon über 16.000 Stück gezählt.

Bayern ist fast lückenlos vom Waschbären besiedelt

In Bayern wurden seit dem Jagdjahr 1987/88 bis 2002/ 2003 insgesamt 1.616 Waschbären in den Streckenlisten aufgeführt. 75 % entfallen dabei auf das Hauptverbreitungsgebiet im Regierungsbezirk Unterfranken im Grenzgebiet zu Hessen.

Bis 1994 sind in fast allen Landkreisen Bayerns Waschbären aufgetreten. Die Streckendaten für Bayern ergeben allerdings kein einheitliches Ausbreitungsszenario. Aufgrund seiner Vorlieben für feuchte Lebensräume breitete sich der Waschbär zunächst entlang der Flüsse aus. Zudem scheint es, dass die trockneren Regionen in der Schwäbischen und Fränkischen Alb zunächst gemieden wurden.

"Schnirken" und "kekkern" verraten den "Neubürger"

Der Waschbär ist dämmerungs- und nachtaktiv. Er besiedelt vornehmlich hohle Bäume, Fuchs- oder Dachsbaue sowie Felsspalten. Er bevorzugt totholzreiche Laub- und Mischwälder in der Nähe von Wasserläufen, besonders Eichenwälder, in denen er leicht Wohnhöhlen findet.

Der Waschbär ist eigentlich ein Waldbewohner. In manchen hessischen Städten allerdings wohnt er als Kulturfolger auch auf Dachböden oder in Geräteschuppen. Er kommt dort, aufgrund des hohen Nahrungsangebots (Mülltonnen etc.), mittlerweile in großer Anzahl vor. Bei uns ist sein größter Feind der Uhu.

Schnirken oder Kekkern sind häufig zu vernehmende Geräusche. Bei aggressiven Auseinandersetzungen sind Knurr und Kreischlaute mit eingestreuten Fiepen zu hören.

Der Waschbär verfügt über einen hoch entwickelten Tastsinn. Insbesondere unter Wasser kommt diese Fähigkeit zum Tragen. Das gefundene Futter wird dann herausgehoben und ausgiebig befühlt. Bei uns Menschen erweckt das den Eindruck, es würde gewaschen. Von dieser Verhaltensweise leitet sich auch der Name ab.

Nahrung und Krankheiten

Der Waschbär ist ein Allesfresser und eher Sammler als Jäger. Zu seinem Speiseplan gehören Regenwürmer, Mäuse, Frösche, Insekten, Ratten, Igel sowie Eigelege, Enten, Hühner und Fische. Als pflanzliche Kost frisst er Obst und Wildfrüchte sowie Eicheln, Nüsse und Bucheckern. Der Waschbär plündert auch die Gelege von Vögeln und verursacht gelegentlich Schäden in der Fischzucht. In Gegenden mit Auerwildvorkommen befürchten Biologen daher einen weiteren Rückgang der selten gewordenen Hühnervögel. Wie der Marderhund ist der Waschbär ganzjährig bejagbar. In seiner Nordamerikanischen Heimat ist der Waschbär Hauptträger der Tollwut. In Deutschland spielte er im bisherigen Seuchengeschehen keine Rolle.