Diese "Eigenständigkeit" der Auwälder lässt sich auch sprachgeschichtlich verfolgen; der Wortstamm ist in vielen Fluss- und Ortsnamen erhalten. Als Holzlieferant, Weide- oder Jagdgebiet, für die Fischerei und andere Nutzungen waren sie von alters her bedeutend. Der Gegensatz zwischen der dichterischen "lieblichen Aue" und katastrophalen Überschwemmungen ist tief im Bewusstsein verwurzelt.

Vielfältige Aulandschaften in Österreich

Größere Aulandschaften existieren in Österreich entlang einiger Flüsse im Osten und Süden; als "offene Auen" gelten Abschnitte der Donau bei Klosterneuburg und im Nationalpark Donauauen unterhalb von Wien sowie das Machland. Abgedämmte Auen mit stark verändertem Wasserhaushalt finden sich im Tullner Feld oder im Eferdinger Becken. An den Nebenflüssen March, Leitha und Traun sind noch größere Fragmente vorhanden. Am Unterlauf der Mur gibt es entlang der slowenischen Grenze noch Auwald.

Aber auch z.B. an Traisen, Ybbs, Salzach, Inn, Drau, Lech und Rhein finden sich Reste von 100 ha ober mehr. Die Lage naturschutzrelevanter Aulandschaften wurde von Lazowski (1997) erhoben.

Aus der Sicht der österreichischen Waldinventur sind ca. 1,3 % des Waldes als Auwald eingestuft, das sind etwa 50.000 ha. Ebensoviel an Fläche nehmen Bachauen ein; dazu kommen noch ca. 30.000 ha Grauerlenbestände an Gebirgsflüssen. Lokal ist Auwald in Niederösterreich und Wien sehr bedeutend (33 % der Wälder auf Wiener Stadtgebiet sind Auwälder). Viele Auwaldreste sind als Standorte von seltenen Pflanzen- und Tierarten speziell geschützt, wie etwa am Tiroler Inn oder am Lech und in Osttirol, wo beispielsweise die Deutsche Tamariske noch zu finden ist (Auen in der Schweiz).

Viele Ansprüche an den Auwald

Doch nicht nur der Naturschutz stellt Ansprüche an den Auwald – Eigentümer sehen sich auch mit Erholungssuchenden, mit Trinkwassergewinnung, Hochwasser-Rücksichten (Retentionsräume) sowie mit der Landwirtschaft, Verkehrswegen (Brücken) und teilweise sogar der Schiffahrt konfrontiert (Buchhäusl 2015). Alle diese Ansprüche stellen für die Bewirtschaftung eine zunehmend komplexe Aufgabe dar. Dabei sollte die Produktionskapazität dieser nährstoffreichen und gut wasserversorgten Standorte vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus auch genutzt werden (Auen schützen und nützen).

Weich oder hart

Im Detail hängen die Standorte im Auwald stark vom Substrat, das die Flüsse angeschwemmt haben, ab. Die Höhe der Aufschüttung oder Anlandung bestimmt die Entfernung zum Grundwasser, und die Körnigkeit des Bodens seine Durchlässigkeit. Deshalb sind natürliche Auwälder Mosaike von Kleinstandorten, und die hohe Dynamik und rasche Sukzession sorgt für ständig wechselnde Waldbilder.

"Weiche Auen" werden häufig überschwemmt, und durch die teilweise noch – oder wieder – auftretende Verlagerung des Flussbettes entstehen auf Rohboden Weiden- und Pappelbestände. Mit zunehmender Reifung der Standorte spricht man von der "harten Au", in der Hartlaubhölzer dominieren. Leider ist derzeit vom ursprünglichen Baumarten-Trio der harten Au – Eiche, Ulme, Esche – nur mehr die Eiche als forstliche Option übrig, da Krankheiten den beiden anderen zusetzen.

Sortenzüchtung

Das große Potenzial zur Holzproduktion wurde nach dem 2. Weltkrieg erkannt, als die Holznot mithilfe raschwüchsiger Baumarten beseitigt werden sollte (und teilweise wurde). Das wurde durch Züchtung raschwüchsiger Pappeln und durch die Umwandlung unproduktiver Niederwälder erreicht. Flussregulierungen, Kraftwerksbau und Hochwasserschutz griffen zu dieser Zeit ebenfalls in die Auwälder ein. Bei den Hybridpappeln stand die Sortenzüchtung im Mittelpunkt, da Krankheiten ein Problem darstellen. Nur durch ständig neue Sorten können diese im Zaum gehalten werden.
Zur Zeit ist die Vielfalt der Sorten in Österreich nicht sehr groß; im Hinblick auf den Erhalt der Produktivität sollten neue getestet werden. Dies ist wichtig, da die Esche auf Grund des Eschentriebsterbens kaum mehr gepflanzt wird (Film über das Eschentriebsterben in Österreich, BFW-Merkblatt: Symptome des Eschentriebsterbens).

Hybridpappel-Sorten können "mit den Füßen im Wasser" auch heiße, trockene Sommer überstehen, was im Hinblick auf den Klimawandel interessant ist. Das BFW führt die "Nationale Liste" der Pappelsorten, die für forstliche Zwecke eingesetzt werden können (Tabelle), und hilft bei der Auswahl. Eine Sammlung von reinen, einheimischen Schwarzpappel-Klonen für Naturschutzzwecke ist am BFW verfügbar (Wiederansiedelung der Schwarzpappel in Deutschland).

Tabelle: Nationale Liste zugelassener Pappelsorten in Österreich und weiteres Pappel-Vermehrungsgut
typische "Hybridpappeln" (P. x canadensis)Pannonia, Kopecky // Koltay (HU), Jacometti 75A, I-45/51, Florence Biondi, I-214 (IT), Donk (NL)
"Balsam"-Pappeln, für kühlere Klimate und kalkfreie BödenMuhle Larsen, Rochester, Oxford, Androscoggin, Kamabuchi-1
weiters: 
einheimische Schwarzpappeln für Naturschutz-Zwecke9 reine Populus nigra (BFW-Versuchsgarten Tulln)
zu testende Neuzüchtungen sind vorhanden in:Ungarn, Kroatien, Republik Serbien; Italien, Frankreich; Belgien

Auch die Ulmenarten sind derzeit als "verloren" zu betrachten. Es gibt in letzter Zeit neue Klone in Südeuropa, die eine dauerhafte Krankheitsresistenz versprechen. Die Eiche – in der Au meist die Stieleiche – gilt als nicht so attraktive Baumart, da vor allem die Anlage und Pflege von Beständen viel Zeit und Erfahrung erfordern.

Deshalb sind gebietsfremde Baumarten in der Au ein ständiges Thema. Neben den Hybridpappeln sind es die Schwarz- oder die Hybridnuss oder Götterbaum und Robinie. Die beiden letzteren, obwohl teilweise gute Holz-Qualitäten liefernd, werden aber zunehmend als "florenverfälschend" gesehen, mit großem Einfluss auf die Ökosysteme.

Erle und Esche drohen auszufallen

Auch entlang der Bachauen treten Krankheitsprobleme auf. Die Phytophthora-Erlenkrankheit ist noch nicht vorbei. Die Eschen sind stark vom Eschentriebsterben betroffen (Schadpilz: Hymenoscyphus fraxineus). Forschungen zur Ökosystem-Sanierung sind deshalb ein Gebot der Stunde, für Esche, Ulme und Erle.

Die Auswirkungen gebietsfremder Baumarten sind noch in manchen Details zu untersuchen, z.B. inwiefern einheimische Arten wirklich verdrängt oder durch Einkreuzung „fremder Gene“ beeinflusst werden. Waldbaukonzepte für z.B. Natura 2000-Gebiete müssen auch ständig adaptiert werden. Die Suche nach resistenten oder toleranten Genotypen wird derzeit für die Esche intensiv betrieben (BFW-Projekt "Esche in Not": Aussterben der Baumart Esche soll verhindert werden).

Managementkonzepte für Biber

Vielerort erobert sich der Biber entlang der Flüsse sein Territorium zurück (Abbildung rechts). Damit einher gehen Probleme bei der Wegesicherung, bei Aufforstungen und beim Freihalten von Gräben und Wasserläufen. Obwohl der Großteil der Tiere in Niederösterreich lebt, ist kein Bundesland „verschont“. Durch „Biberbeauftragte“ und Management-Konzepte wird versucht, dieser Situation gerecht zu werden (Biber - Landschaftsgestalter mit Konfliktpotenzial).

Der Schutz der Biodiversität ist vielen Österreicherinnen und Österreichern ein Anliegen; viele Auen sind eindrucksvoll und sollten in vernünftigem Maß erhalten werden. Einen Ausgleich zwischen den vielfältigen Interessen im Auwald zu schaffen, fällt nicht leicht. Auf der Grundlage objektiv erhobener Daten, wie sie das BFW in vielfältiger Weise liefern kann, lassen sich faktenorientierte Lösungen finden.

Literatur

Lazowski, W. (1997): Auen in Österrreich - Vegetation, Landschaft und Naturschutz. Wien, Umweltbundesamt: Monographien Band 81.
Buchhäusel, T. (2015): Alles unter einem Hut – Multifunktionalität im Auwald. Forstzeitung (Wien) 08-2015, 22-23.