Verbreitung und Name

Die Elsbeere ist das grösste aller einheimischen Rosengewächse. Sie kommt in weiten Teilen Europas vor (Verbreitungskarte). In der Schweiz wächst Sorbus torminalis hauptsächlich im Kanton Genf und vom Basler bis zum Schaffhauser Jura (Abb. 4). Der lateinische Gattungsname Sorbus hat seinen Ursprung im keltischen Wort "sorb" = herb. Er weist auf den herben Geschmack der Früchte hin. Torminalis stammt vom lateinischen "tormina", was Bauchschmerzen bedeutet. Früher wurde aus den Elsbeeren eine Medizin gegen Bauchschmerzen gewonnen. Der Volksmund kennt die Elsbeere auch als Frauenbeeri, Sauerbirl, Wilder Sperber, Ruhrbirne oder Darmbeere.

 

Habitus und Merkmale

Im Freistand bildet die Elsbeere eine kugelig gewölbte Krone. Der Baum erreicht eine Höhe von 25 Metern und ein maximales Alter von etwa 300 Jahren. In der Jugend ist die Rinde glatt und oliv- bis kastanienbraun. Der im Alter mit einer schwarzgrauen, längsrissigen, kleinschuppigen Rinde versehene Stamm kann Durchmesser bis 100 cm erreichen und ähnelt dem Birnbaum. Das Holz ist hart und schwer, je nach Standort gelblich bis bräunlichrot, wiederum sehr ähnlich dem Birnbaum. In Deutschland ist die Elsbeere auch als "Schweizer Birnbaum" bekannt.

Die ahornähnlichen, am Rand scharf gesägten Blätter sind etwa 10 cm lang und 5 – 8 cm breit. Im Sommer sind die Blätter tiefgrün und entwickeln im Herbst leuchtend orangegelbe bis blutrote Farben. Elsbeerbäume blühen Ende Mai bis Anfang Juni. Zu dieser Jahreszeit tragen sie 6 – 10 cm breite Trugdolden mit meist über 30 weissen Blüten. Aus jedem Blütenstand entstehen im Herbst 5 – 10 birnenähnliche, ein bis zwei Zentimeter grosse Früchte. Diese sind rötlichbraun glänzend und tragen zahlreiche helle Pünktchen.

Verwendung und Kulturgeschichte

Seit Jahrhunderten wird das Holz der Elsbeere von Drechslern, Schreinern und Instrumentenbauern sehr geschätzt. Furnierfähiges Holz ist äusserst kostbar und erreichte schon Spitzenpreise von über 20'000 Fr. je m³.

Die Elsbeer-Früchte haben eine vielseitige Verwendung. Kulinarische Geniesser kennen Elsbeerschnitten oder die Beeren als Zugabe zu Schokolade, zu Nudeln und zu Käse. Getrocknete Früchte sind eine geschätzte Bereicherung zum morgendlichen Müesli. Das kostbarste Produkt aus der Frucht ist aber der Branntwein. Der erlesene Schnaps mit dem typischen fruchtigen Mandelgeschmack wird vor allem im "Elsbeerreich", einer Region in Niederösterreich, produziert und für 200 – 400 Euro pro Liter gehandelt.

Bereits der Römer Aulus Cornelius Celsus (ca. 30 n. Chr.) schätzte die Elsbeerfrüchte wegen ihrer Heilwirkung. Martin Luther schrieb 1526 seinem Freund Johannes Agricola, dass er ihm diese köstlichen Früchte schicken solle. Die gerbstoffhaltigen Früchte haben einen hohen Gehalt an Vitamin C und helfen gegen Durchfall, daher der Name "Ruhrbirne".

Ökologische Bedeutung

Das weitausladende, tiefgründige Wurzelwerk dieser Sorbusart lockert den Boden und festigt das Terrain für benachbarte Baumarten. Elsbeerblüten ziehen viele Insekten an und sind eine bedeutende Bienenweide. Die Früchte bieten im Herbst Nahrung für viele bei uns überwinternde Vogelarten. Das Laub verrottet rasch und trägt somit zur Verbesserung des Waldbodens bei.

Die einheimischen Verwandten der Elsbeere

  • Die Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
  • Der Speierling (Sorbus domestica)
  • Die Mehlbeere (Sorbus aria)
  • Die Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus)
  • Die Vogesen-Mehlbeere (Sorbus mougeotii)

Die Gattung Sorbus zählt weltweit etwa 100 Arten. Darunter
gibt es auch eine ganze Reihe von Hybriden (Kreuzungen).

Quellen:
  • Kuratorium Baum des Jahres
  • Kausch-Blecken von Schmeling: Die Elsbeere

(TR)