Die Waldbau-Professoren Hannes Mayer und Peter Burschel sahen in der Auszeige noch eine zentrale forstliche Tätigkeit. In der Lehre wurde dieser ein hoher Stellenwert eingeräumt. Heute wird dagegen behauptet, jeder Harvester-Fahrer könne dies besser als so mancher Forstmeister, der dafür keine Zeit und das Auszeigen verlernt habe.

Ein gemeinsames Seminar der Fachausschüsse für Waldbau und Naturschutz (Leitung Dr. Georg Frank) und für Waldarbeit und Forsttechnik (Leitung Dr. Wolfgang Jirikowski) des Österreichischen Forstvereines und der Forstlichen Ausbildungsstätte Ort des BFW nahm sich Ende April 2008 des Themas an.

Handwerk, Wissenschaft oder Kunst?

Vielfach wird argumentiert, die Auszeige sei nicht zweckmäßig, "wenn zwei Personen an zwei verschiedenen Bestandesecken beginnen, so sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich", der ganze Vorgang sei daher nicht nachvollziehbar und man könne daher auch ohne Auszeige auskommen. Hauptsache sei, die Durchforstung werde gemacht. Vom waldbaulichen Götterblick ist die Rede und von Kunst statt Wissenschaft. Die Auszeige rechne sich nicht, wird behauptet, man könne sie daher getrost dem Harvester-Fahrer überlassen.

Auf der anderen Seite gibt es Aussagen von Harvester-Unternehmern, sie würden sich viel Arbeit ersparen und schneller, günstiger und besser arbeiten können, wenn nur ausgezeigt wäre.

Die Gründe für die derzeitige Situation mögen vordergründig in der allgemeinen Personal-Unterbesetzung liegen, in der raschen Mobilisierung von Holz, im üblichen Einsatz von Fremdfirmen, welcher die Schrittfolge Einsatzvorbereitung – Feinerschließung - waldbauliche Auszeige – Nutzung erschwert. "Es geht auch so!" Hintergründig scheint darauf vergessen zu werden, dass die waldbauliche Auszeige – sei es in der Vornutzung oder Endnutzung – immer eine langfristige Investition in die weitere Wertentwicklung eines Bestandes darstellt, eine Weichenstellung, die nicht kurzfristig zu Buche schlägt.

Wozu Arbeitsvorbereitung?

Dr. Wolfgang Jirikowski (Forstliche Ausbildungsstätte Ort) erläuterte, dass in der Industrie die Arbeitsvorbereitung ständig an Bedeutung gewinnt, da sie zur Entflechtung von Entscheidung und Umsetzung führt. Von der richtigen Einsatzvorbereitung hängt die optimale Realisierung der Planungsvorgaben ab. Bezogen auf die Waldarbeit kehrt sich das Verhältnis des Aufwandes für Planung und Ausführung von der konventionellen zur hochmechanisierten Waldarbeit um.

Jeder Auszeige geht eine Einsatzvorbereitung der geplanten Nutzung voraus, die zum Durchdenken des Arbeitsprozesses führt. Ergebnis ist ein besserer Zielerreichungsgrad, die Vermeidung von Reibungsverlusten, Steigerung der Effizienz, Einsparung unnötiger Tätigkeiten und Kosten, Verbesserung der Arbeitssicherheit und letztlich größere Zufriedenheit. Die Auszeige selbst macht Zielvorstellungen sichtbar, nimmt für den Durchführenden die Auswahlentscheidung vorweg, erleichtert die Arbeitsdurchführung und verbessert die Arbeitsqualität, trägt zur Produktivitätssteigerung des Arbeitseinsatzes bei und rechtfertigt den Zeitaufwand.

Waldbauliche Notwendigkeit oder sinnlose Spielerei?

Dieser Frage ging Dr. Georg Frank (BFW) nach. Die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit von Durchforstungen wird in der Regel nicht bestritten, Durchforstungen werden ja auch durchgeführt. Anlass des Seminars war aber die oft fehlende waldbauliche Auszeige dafür.

Die Auszeige selbst ist eine anspruchsvolle, hochprofessionelle Tätigkeit, erfordert Wissen und Erfahrung. Auszeigen kann man nur durch das Auszeigen selbst lernen und durch ständige Überprüfung des Ergebnisses. Die Tätigkeit Auszeigen ist eine komplexe Optimierungsaufgabe. Auszeigen erfordert Kenntnisse über den Standort, die Standorts-Ansprüche der Baumarten, über deren Wachstumsgang, Wuchsrelation und Konkurrenzverhalten.

Der Auszeigende gestaltet Waldbestände und muss über die holztechnologische Eigenschaften, Verwendungsmöglichkeiten, Astreinigung der bestandesbildenden Baumarten Bescheid wissen. Erfordernisse des Forstschutzes und naturschutzfachliche Besonderheiten sind zu berücksichtigen.
Es kommt nicht nur auf die räumliche Verteilung und den minimalen Baumabstand an. Je diffiziler der Waldbau, desto anspruchsvoller die Auszeige. Nur die richtige Auszeige macht Sinn, darf nicht Pfuschern und Dilettanten überlassen werden.

Der Fortschritt in der Harvester-Technologie erfordert die Bedienung komplexer und leistungsfähiger Maschinen und stellt enorme Ansprüche an den Geräteführer. Der Fahrer soll sich auf die Holzernte konzentrieren und nicht auf die Auszeige, beides zugleich geht nicht.

Entscheidungsprozess und Auszeige

Univ.-Prof. Dr. Eduard Hochbichler (Universität für Bodenkultur, Wien) beschäftigte sich mit der Frage, welche Waldbau-Kompetenz bei der Durchforstung erforderlich ist. Für Hochbichler ist die Auszeige die Realisierung des Entschlusses eine Durchforstung ziel- und zustandsorientiert durchzuführen. Dabei gilt es, einige Grenzbedingungen zu beachten: die Eingriffsstärke im Verhältnis zum kritischen natürlichen Bestockungsgrad, die Rückegassenabstände und die Eingriffsstärke, das von der Eingriffsstärke abhängige Stabilitätsrisiko, die aus der Nutzungsintensität resultierende Rücklassmenge, sprich die eventuell dem Standort entzogene Biomasse, die Qualität und der Wert und letztlich die Z-Baum-Anzahl und -verteilung.

Jeder Auszeige müsse eine Bestandesanalyse vorangehen, die aber nicht in überbordende Erhebungen ausarten dürfe. Es gibt wissenschaftlich begründete Kriterien für die Auswahl von Z-Stämmen, der Vorgang der Auszeige selbst ist aber ein natürlicher Entscheidungsprozess, der als Modell, das auf Wiedererkennen basiert, beschrieben werden kann.

Einsatzplanung und Arbeitsvorbereitung

Über den richtigen Einsatz moderner Forsttechnik referierte Dipl.-Ing. Nikolaus Nemestothy (FAST Ort). Entscheidend für erfolgreichen Maschineneinsatz in der Durchforstung ist die Wahl des Harvestertyps, der Größenklasse und des Verfahrens, die an spezifische Gelände- und Bodenbedingungen und den Bestand (Alter, Dimensionen, Zusammensetzung) angepasst sein müssen. Der Bodentragfähigkeit und dem Bodenschutz muss dabei größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nemestothy berichtete von irreversiblen Verdichtungen durch seitliche Gewichtsverlagerungen, die äußerlich nicht erkennbar sind, aber über Jahrzehnte nachwirken.

Eine angepasste Forstaufschließung ist die Vorbedingung für die waldbauliche Handlungsfreiheit und permanent möglichen Flächenzugriff auf das Warenlager Wald bei vertretbaren Rückekosten. Die Feinerschleißung ist zwingend, wobei einmal angelegte Rückegassen nicht verlassen werden sollen. Perfekte Einsatzplanung und Logisitk sowie ein von beiden Seiten akzeptiertes Qualitätskontrolle sind Bedingung für eine erfolgreiche Arbeitsausführung.

Wunderwuzzi Harvesterführer?

Peter Konrad, für die Gebrüder Konrad GmbH Europa-weit als Forstdienstleister im Einsatz, definierte den Beruf des Forstmaschinenführers, besonders des Harvesterführers, als einen Spezialberuf, der folgende Eigenschaften und Spezifikationen beinhalten sollte: Förster, Holzfachmann, Computerfachmann, Mechaniker/Schlosser, Hydraulikfachmann und Elektroniker.

Die Anforderungen an den Maschinenführer sind hohe psychische Belastbarkeit, soziale Kompetenz und Flexibilität für europaweite Einsätze. Die hochmechanisierte Holzernte steht und fällt nach Peter Konrad mit dem professionellen Fahrer der modernen Holzernte- oder Rückemaschine.

Mehrfach wurde von Konrad auf die Notwendigkeit einer perfekten Arbeitsvorbereitung auf die professionelle waldbauliche Auszeige vor dem Einsatz hingewiesen. Den Anwesenden wurde klar, dass Auszeige und Durchführung nur in getrennten Arbeitschritten möglich sind und jede Vermischung entweder zu Abstrichen in der Qualität der Arbeitsausführung oder dem waldbaulichen Ergebnis der Maßnahme führen muss – oder, wohl in den meisten Fällen, zu beidem.

Wer soll das bezahlen?

Vortragende und Vertreter der Praxis (Ertl, Exenberger, Putzgruber, Mitterbacher) befassten sich auch mit den direkten Kosten der Auszeige. Die kolportierten direkten Kosten belaufen sich auf 1 - 3 € / fm, je nach Vornutzung oder Endnutzung, auch von 8 – 15 % der Erntekosten wurde gesprochen. Den Kosten der Auszeige ist der Zeitgewinn des Maschinenführers gegenüberzustellen.

Nicht in diese Rechnung gehen die stillen Verluste ein, die zum Beispiel durch falsche Wahl der zu fördernden Bäume, unerkannte Ausformungsfehler und Stammschäden, Zuwachsverluste durch ungenügende Kronenausbildung, falsche Baumartenwahl entstehen. Unberücksichtigt bleibt in dieser Rechnung auch der Nutzen einer richtig durchgeführten Durchforstung, nämlich standortsgerechte und leistungsfähige Bestände. Die Auszeige ist nach wie vor die entscheidende Weichenstellung dafür.

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