"Wald macht Schule" ist ein Bildungsprogramm, das Förstern und Lehrern ermöglicht im Rahmen der Lehrpläne gemeinsam ein lebendiges und praxisnahes Lernen im Wald zu gestalten. Es ist ein praxisorientiertes Konzept für eine selbstentdeckende und nachhaltige Wissensvermittlung. Der Wald wird als komplexes Ökosystem mit seinen vielfältigen Lebewesen und Funktionen für sachkundliche, biologische und ökologische Lerninhalte genutzt. Dabei wird das Fachwissen des Lehrers mit der Praxiserfahrung des Försters verknüpft.

Mitarbeiter des Landesforst Mecklenburg-Vorpommern (MV) haben am Forstamt Schönberg im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes "HOLZ CLUSTER NORD" Lehrmaterial zusammengestellt. Es besteht aus einem Bildungsordner und einer interaktiven Lern-CD.

Der Ordner beinhaltet auf über 400 Seiten eine Vielzahl von Themen- und Durchführungsvorschlägen, die als Arbeitsgrundlage zur Umsetzung verschiedener schulischer Lerninhalte im Wald dienen. Für elf unterschiedliche Schulfächer sind insgesamt rund 60 Bildungsbausteine entstanden. Damit können schwerpunktmäßig Komplexthemen, abhängig vom Bildungsstand und Alter der Schüler, fächerübergreifend von dem Team aus Wald und Schule am "Lernort Wald" umgesetzt werden.

Zu den angebotenen Lehrinhalten des Ordners gehören beispielsweise

  • Mathematik: Berechnung von Baumhöhen mit Hilfe von Winkelfunktionen,
  • Deutsch: Baumbeschreibungen,
  • Chemie: Bedeutung des pH-Wertes für den Wald und
  • Sport: Orientierungslauf mit verschiedenen Stationen im Wald.

Zusätzlich beinhaltet der Ordner

  • Materialien für die Auswahl eines Unterrichtsthemas, die Planung , Organisation und erfolgreiche Umsetzung des Unterrichts im Wald,
  • ein Literaturverzeichnis für Fachliteratur,
  • eine Adressenliste aller Forstverwaltungen und waldpädagogischer Einrichtungen in Deutschland und
  • eine interaktive Lern-CD, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar entstanden ist.

Die CD kann sowohl begleitend zum Bildungsordner als auch unabhängig davon verwendet werden. Das Programm beinhaltet mehr als 100 interaktive Hörfilme mit einer Gesamtlaufzeit von circa drei Stunden. Der Katalog umfasst 16 Themenfelder aus neun verschiedenen Fächern (z.B. Kohlendioxidkreislauf, Proportionalität, Nachhaltigkeit, Dendrochronologie, Energieerhaltungssatz). Die Schüler können so Unterrichtsthemen selbstständig erarbeiten, wiederholen oder sich neue Sachverhalte erschließen. Die Hörfilme können auch dazu verwendet werden auf den Waldunterrichtstag einzustimmen.

Offiziell geprüft und ausgezeichnet

Die Lehrmaterialien sind auf die Rahmenlehrpläne abgestimmt und vom Landesinstitut für Schule und Ausbildung Mecklenburg-Vorpommern (L.I.S.A.) in einem Gutachten zur breiten Anwendung empfohlen.

"Wald macht Schule" wurde bereits 2007 als offizielles Projekt der UN-Weltdekade 2008 / 2009 Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgezeichnet. Die Vereinten Nationen und die UNESCO würdigen mit dieser Auszeichnung herausragende Projekte und Initiativen, die einen wertvollen Beitrag für zukunftsorientierte Bildung und nachhaltiges Lernen leisten.

Im Rahmen dieser Auszeichnung wurde das Projekt auch auf der "UNESCO Weltkonferenz – Bildung für nachhaltige Entwicklung", die 2009 in Bonn stattfand, der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt.

Verbindung von Zieldimensionen nachhaltiger Entwicklung

Um Bildung nachhaltiger zum gestalten und vor allem Nachhaltigkeit als universelles Prinzip für eine lebenswerte Zukunft zu vermitteln, sollte ein forstlicher Beitrag aus dem Wald geleistet werden. Im Mittelpunkt sollte dabei die Partnerschaft von Forstleuten und Lehrerinnen und Lehrern stehen, damit Wald und (s)eine nachhaltige Nutzung wirklich Schule machen kann.

Als komplexes Ökosystem bietet der Wald unzählige Beispiele für sachkundliche, biologische und ökologische Lerninhalte. Im Wald kann man sich wohl so anschaulich wie nirgends sonst mit der Nutzung der Natur auseinandersetzen, die deren Schutz einschließen muss.

Der Wald als "Lehrmeister" kann Schülern ein selbst entdeckendes, praxisorientiertes Lernen ermöglichen. Mit seinen vielfältigen Lebewesen und Funktionen bietet er zahlreiche Beispiele für Unterrichtsthemen aus (fast) allen Schulfächern. Er ist ein Ort der Stille, aber auch der körperlichen Aktivität. Der Wald bietet aber vor allem Freiräume und Grenzen, in denen soziale und emotionale Kompetenzen wachsen können. Dies aber wird noch zu wenig genutzt, ein Grund könnte mangelnde Kenntnis der Möglichkeiten bei Forstleuten aber vor allem Pädagogen sein. Das Projekt soll helfen, diese Kenntnis zu vermitteln.

Ziel des Projektes war die Entwicklung eines pädagogischen Konzeptes, welches methodische Wege sowie Möglichkeiten der organisatorischen Einbindung der Thematik Nachhaltigkeit in den Lehrplan bezogenen Unterricht aufzeigt. Dabei lag ein besonderes Anliegen darin, den Inhalt und die Botschaft des Wortes "Nachhaltigkeit" als wichtiges Bildungsziel in viele Unterrichtsfächer zu integrieren.

Vermittlung von Schlüsselkompetenzen für BNE

Den Schülern wird ein anwendungsorientiertes und modellhaftes Lernen ermöglicht, mit dessen Hilfe sie ihr Wissen dann auf andere Sachverhalte übertragen können. Die Gestaltungskompetenz der Jungendlichen wird gefördert. Das ermöglicht ihnen die Gesellschaft mitzugestalten und ihren sozialen, ökonomischen, technischen und ökologischen Wandel im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu lenken. Die Bildungsbausteine verfolgen daher folgende Ziele:

  • Förderung des naturwissenschaftlichen Verständnisses
  • Förderung der Persönlichkeitsentwicklung
  • Förderung sozialer Kompetenzen
  • Förderung der individuellen Gestaltungskompetenz
  • Verstehen komplexer Zusammenhänge
  • Wissen auf andere Sachverhalte übertragen (fächerübergreifendes Denken)
  • Erfahren von Nachhaltigkeitsstrategien anhand der Forstwirtschaft im Wald

Umsetzung durch innovative, kreative Methoden

In der Regel wird mit "Wald macht Schule" ein naturerlebnispädagogischer Ansatz verfolgt. Im Vordergrund stehen die Begegnung mit der Natur, die sinnliche Wahrnehmung sowie assoziierte Emotionen. Das sind grundlegende Voraussetzungen für Naturerkenntnis und Naturverständnis. Das Lernen wird durch authentische Naturerfahrungen und erkundend-analytische Aktivitäten (Messen, Experimentieren) erweitert.Der Erfolg des Projektes gründet sich neben dem besonderen Lernort Wald vor allem darauf, dass das Fachwissen des Lehrers und die Praxiserfahrung des Försters verknüpft werden. Mit den Anregungen für die Gestaltung eines Waldunterrichts sollen die Schüler nachhaltig lernen, dabei aber auch die Nachhaltigkeit als solche begreifen. Die Forstwirtschaft als "Wiege" der Nachhaltigkeit bietet dafür zahlreiche Beispiele, die an geeigneter Stelle auch besonders herausgearbeitet wurden. So wird der – nicht nur für Schüler – abstrakte Begriff der Nachhaltigkeit lebendig erfahren und im Zusammenhang mit (forstlicher) Nutzung gut verstanden.

Die Umsetzung der Vorschläge von "Wald macht Schule" soll aber auch die Waldwirtschaft und die Förster bekannter machen. Mit der Bewirtschaftung von Wald und der Verarbeitung seiner Produkte sind in Deutschland circa ein Million Menschen beschäftigt. Aus deren täglicher Arbeit ergeben sich Beispiele für viele Unterrichtsinhalte. Die Schüler erfahren dadurch einerseits praktische Anwendungen für das in der Schule Erlernte. Andererseits lernen sie einen sehr interessanten Berufszweig und dessen Produkte und Leistungen kennen und schätzen.